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der wirtschaftlichen Gemeinsamkeitsreife — gehört das, was man in der
Politik „Staat" nennt, der Wirtschaft an; ferner ebenso; nicht in seiner
Eigenschaft als „Organisation", sondern als Wirtschaftsmittel — nämlich als
Kapital höherer Ordnung, als Gebilde der Gemeinsamkeitsreife — ist das,
was wir von dem einen Standpunkt aus (dem politischen) „Staat" nennen,
von dem anderen Standpunkte aus (dem wirtschaftlichen) Volkswirtschaft!
Der „ S t a a t " m u ß s i c h e r s t i n W i r t s c h a f t v e r w a n d e l n , u m
i m B e r e i c h e d e r w i r t s c h a f t l i c h e n E r s c h e i n u n g e n ü b e r -
h a u p t w i r k s a m w e r d e n u n d e r s c h e i n e n z u k ö n n e n . Er ist
„Kapital höherer Ordnung" (Gemeinsamkeitsreife), er ist selbst Wirtschaf-
ter, z. B. Steuereinnehmer und Bewirtschafter der Steuergelder, Betriebs-
führer und vieles andere, was auf der rein wirtschaftlichen Ebene liegt.
Nun zeigt sich deutlich, daß alle anderen Unterganzheiten, welche gleich-
falls ursprüngliches Kapital höherer Ordnung bilden — die W i r t -
s c h a f t s v e r b ä n d e — , Unterganzheiten der Volkswirtschaft und Welt-
wirtschaft sind, d e n n s i e b i l d e n v o n s i c h a u s K a p i t a l h ö h e -
r e r O r d n u n g —, müssen aber dabei stets im Rahmen des überstaat-
lichen, staatlichen und sogar gebietlichen Kapitals / höherer Ordnung blei-
ben. In den Verbänden geschieht dasselbe, was auch in der Volkswirt-
schaft geschieht: Sie schaffen ein Kapital höherer Ordnung zum Zwecke einer
Gemeinsamkeitsreife für einen ganz bestimmten Kreis von Wirtschaftshand-
lungen.
Vom s u b j e k t i v e n Standpunkte der Mitglieder aus mögen allerdings
diese Verbände bloße „ S e l b s t h i l f e " bedeuten, und damit ferner „Mo-
nopolbildung", monopolistischen „Verbandeigennutz". Dieser subjektive
Standpunkt b l e i b t a b e r a n d e r O b e r f l ä c h e . Es ist. die übliche
individualistische Betrachtung von der Froschperspektive aus. Das t i e -
f e r e , o b j e k t i v e W e s e n a l l e r w i r t s c h a f t l i c h e n V e r -
b a n d b i l d u n g b l e i b t , d a ß s i e n e u e s K a p i t a l h ö h e r e r
O r d n u n g f ü r e i n e n b e s t i m m t e n U m k r e i s w i r t s c h a f t -
l i c h e r H a n d l u n g e n e r z e u g e und damit diesem wirtschaftlichen
Umkreise eine bestimmte Eigenschaft als Organ, eine bestimmte gliedliche
Stellung und Verrichtung in der Volkswirtschaft verschaffe — und sei es
selbst auf dem Wege der Monopolisierung, sei es selbst, daß dadurch Hy-
pertrophie und ungesunde Uberbildungen im größeren Ganzen der Ge-
biets- oder Volkswirtschaft entstehen. Das ändert an der grundsätzlichen
Bedeutung und an dem grundsätzlichen Charakter der Wirtschaftsverbände
als Erscheinungen der Gemeinsamkeitsreife nichts! So befremdlich es daher
der heute herrschenden individualistischen Vorstellungsweise erscheinen
mag: die Wirtschaftsverbände sind ihrer reinen Natur nach Unterganzheiten
der Volkswirtschaft. Sie haben sogar die Fähigkeit, nicht nur die jeweiligen
Gebietswirtschaften, sondern auch die ganze Volkswirtschaft zu überhöhen,
indem sie sich zu w e l t w i r t s c h a f t l i c h e n „Konzernen" und Mächten
(siehe die Hansa!) auszuwachsen vermögen. Gerade das beweist, daß die
Gemeinsamkeitsreife kein Privileg des „Staates" (als „Volkswirtschaft") ist,
sondern überall erfolgen kann, soweit körperschaftliche und ständische
Wirklichkeit reicht.
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2. Tausch und Kauf
Ein weiteres Bedenken könnte sich auf das Fehlen des Tausches