Table of Contents Table of Contents
Previous Page  2818 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 2818 / 9133 Next Page
Page Background

248

[272/273]

zuletzt endlich folgt aus der Nichteindeutigkeit aller Größen (be-

sonders des Angebotes und der Nachfrage) und aus noch manchen

andern Überlegungen: daß alle Preise nur in E n t s p r e c h u n g

mit anderen Preisen, daß sie nur als verbundene, gestaffelte und

außerdem nur als e i n m a l i g e , unwiederholbare verwirklicht

werden können. Auf diese Weise wird die volle Rechenbarkeit der

Preise verneint, aber die Wirklichkeit zu Ehren gebracht!

B . E i n i g e B e i s p i e l e s a c h l i c h e r F e h l e r d e r ü b e r -

k o m m e n e n F r e i s t h e o r i e n

1

Alle individualistischen Preislehren behandeln die Angebote, z. B. von

Getreide, Vieh, Milch, als jeweils bestimmt gegebene und als für sich ver-

änderliche Größen. Aber die E r f a h r u n g e n w ä h r e n d d e r H ö c h s t -

p r e i s f e s t s e t z u n g e n i m K r i e g e haben anderes gelehrt. Als im

Kriege die Höchstpreise festgesetzt und in Deutschland die Viehpreise län-

gere Zeit im Verhältnis zum Getreide zu hoch gehalten wurden, hatte das

zur Folge: daß Brotgetreide nicht auf dem Markte als Angebot erschien,

sondern verfüttert wurde und damit in der Erzeugung von Fleisch, Fett,

Milch Verwendung fand. Das bestätigt unseren Lehrbegriff und widerspricht

dem anderen: Kein Angebot kann für sich und bloß als Größe beurteilt wer-

den. Daß ein „Angebot" auf einem bestimmten Markte erscheint, ist bereits

eine Folge des Zusammen- / hanges der Preise auf Grund des Zusammen-

hanges der Leistungen, das heißt der Gegenseitigkeit des Gliederbaues der

Wirtschaft überhaupt.

Gerade die Erfolge und Mißerfolge der Höchstpreisfestsetzung im Hin-

blicke auf die Verhältnismäßigkeiten der Preise (Preisrelationen) zeigten

deutlich, daß ein Preis für sich nicht besteht, daher nicht einmal behördlich

geordnet werden kann.

Werden Markt, Angebot, Nachfrage, Kosten und Wertschätzung nur in

ihrer gliedhaften Bedeutung gefaßt, dann ergibt sich auch von selbst und

versteht man erst ganz: daß A n g e b o t s - u n d N a c h f r a g e v e r ä n -

d e r u n g e n s i c h s e h r v e r s c h i e d e n v e r h a l t e n , z. B. darnach,

ob „elastische" Bedürfnisse und Erzeugungszweige vorhanden sind, die das

Mehr oder Minder leicht aufnehmen; darnach, ob die Vertretbarkeit der

betreffenden Leistungen eine große oder kleine ist; darnach, ob die einge-

tretenen Veränderungen den r i c h t i g e n Ausgliederungen der Wirtschaft

entsprechen oder sich von ihr entfernen — je nachdem wird nämlich die

Spekulation positiv oder negativ einsetzen! Die Angebots- und Nachfrage-

änderungen haben eben einen verschiedenen Sinn im Gliederbaue der Wirt-

schaft und ihrer Umgliederung.

Das bestätigt auch die Preisstatistik. „Das Gesetz von Angebot und Nach-

frage“, sagt ein neuerer Preisstatistiker, ist „ebensowenig der Ausdruck

irgendeines einseitigen kausalen Zusammenhanges, wie irgendein anderes

der nationalökonomischen Gesetze... So ist es zu erklären, daß dann die

Vgl. zur Ergänzung auch unten S. 260 f. und 263 ff.