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Preise der Lebensmittel [während der Inflation in Österreich, bei stärkster

Nachfrage] verhältnismäßig weniger gestiegen s i n d . . w ä h r e n d auf der an-

deren Seite weniger wichtige Bedarfsartikel, wie z. B. Textilien oder Mode-

artikel, den Durchschnitt der Verteuerung meist überragen . .

1

“ Dieses preis-

statistische Ergebnis widerspricht der Grenznutzenlehre, welche den Lebens-

mitteln die größere Dringlichkeit und infolge ihrer damaligen Knappheit

auch höheren Grenznutzen zuerkennen muß. Dagegen ist es aus den Än-

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ungen verständlich.

Endlich sind als die grundlegenden Kräfte der Preisbildung auch nicht

„Bedürfnis und Vorrat" der Subjekte zu betrachten, wie Menger fälschlich

annahm. Die Ganzheit der Ziele (Bedürfnisse) ist vielmehr der Ausgangs-

punkt; ihr entspricht die Ganzheit der Mittel — damit stehen wir aber schon

beim „Gliederbau" der / Mittel und ihrer Leistungen, damit wieder bei dem

Satze „Leistung ist vor Preis", damit bei all den anderen Kategorien un-

serer Preislehre, besonders beim gliedhaften Preise.

Wie notwendig es ist, daß die Theorie sich ausschließlich als Theorie

der gliedhaft verbundenen Preise auftut und die wesenswidrigen Unter-

stellungen „mathematisch-funktioneller" Bedingtheiten oder Isolierungen

sowie aller anderen mathematischen Spielereien aufgibt, beleuchtet auch

die n e u e r e m e t h o d o l o g i s c h e E n t w i c k l u n g d e r P r e i s -

s t a t i s t i k . Je mehr die Preisstatistik durch fortschreitende Beschäftigung

mit dem Stoffe und durch größere Anforderung der Praxis, namentlich seit

den Inflationsvorgängen, in den Gegenstand eindringen mußte, um so mehr

landete sie bei der Darstellung verbundener Preise. Zuerst brachte die Preis-

statistik bloß die einzelnen Preisnotierungen; dann wurde sie immer mehr

zur Statistik kollektiver Indexzahlen (Meßzahlen), in welchen nicht nur die

zeitlichen Preisschwankungen miteinander verglichen werden (Preis im

Jahre x = 100); sondern auch die tatsächlich umgesetzten Warenmengen

Berücksichtigung finden („gewogener Index“) und die Preisausdrücke da-

durch immer mehr und mehr zu Verhältniszahlen werden (was der Natur

verbundener Preise entspricht); vor allem aber erscheinen nunmehr viele

verbundene Waren zusammengefaßt (z. B. der „Index von 22 Großhandels-

preisen"; der „Lebenshaltungsindex“). Endlich ging man dazu über, auch die

Ausdehnung der Käuferkreise, welche die Waren jeweils kaufen, ins Auge

zu fassen, woraus sich der Vergleich von Preissteigerung und Einkommens-

entwicklung ergab; die „Teuerungszahlen", die „Haushaltungsrechnungen"

und anderes mehr. — Diese Entwicklung zur Statistik verbundener Preise ist

darum so lehrreich, weil sie ohne jede theoretische Beeinflußtheit, rein aus

der Sachanalyse heraus erfolgte.

Wo wir auch hinblicken, immer dasselbe Ergebnis: Es gibt keine ein-

zelne Preisbildung, es gibt nur verbundene Preisbildung; es gibt nur ver-

bundenes Angebot, es gibt nur verbundene Nachfragen und Kosten. Jeder

Lehrbegriff des Preises, der nicht von der Verbundenheit aller Preise primär

ausgeht, sondern diese Verbundenheit hinterdrein anstückeln will, ist grund-

sätzlich verfehlt.

Daher gibt es für eine organische Theorie auch keine eigene Frage der

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Felix Klezl: Vom Wesen der Indexziffern (Internationale Rundschau der

Arbeit, Jg 2, Berlin 1924), S. 812 f.