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jene der Nachfragen „direkt proportional“, wird heute zwar nicht

mehr ausdrücklich vertreten. Es geht aber hier so wie mit der so-

genannten Quantitätstheorie des Geldes. Man nennt sie, welche be-

hauptete, die Preise stiegen „direkt proportional“ zur Geldmenge,

heute „primitiv“. Man fügt die Umlaufsgeschwindigkeit hinzu und

faßt den Begriff des Geldes durch Einbeziehung der Girokonti

weiter, flugs hat man eine „kritische“ Quantitätstheorie — die

ganze Denkform, Fragestellung und Lösung der alten Lehre wurde

beibehalten, nur ein grober Schönheitsfehler ausgemerzt, und nun

fühlt man sich neu gewappnet! Ähnlich in der Lehre von Angebot

und Nachfrage. Trotz des Nutzwertgedankens werden aber die

alten Fragestellungen und Denkschemen, im Grunde auch die Lö-

sungen beibehalten. Noch greller zeigt sich der altklassische Lehr-

gehalt bei den rein mathematischen Schulen wieder!

Wir stellen im folgenden die wichtigsten Fehler der herrschen-

den Lehre im Verfahren und dem Inhalte nach zusammen.

A. Die g r u n d s ä t z l i c h e n F e h l e r d e r i n d i v i d u a l i s t i -

s c h e n P r e i s l e h r e n

1

1. Sie treiben alle zur Mathematik hin. Auch wenn sie nicht

geradezu der mathematischen Schule angehören, müssen / sie mathe-

matisieren, wie das in dem „Gesetze von Angebot und Nachfrage“,

in den „Kurven“ von Angebot und Nachfrage, deren „Schnitt-

punkten“ und dergleichen geschieht; wie das ferner in der Lehre

vom „wirtschaftlichen Gleichgewicht“ und vom „Gleichgewichts-

preise“ der Fall ist, mögen nun die „Bedingungen“ des Gleichgewich-

tes nach mathematisch-mechanischer oder nach psychologisierender

Art (Wertschätzungsgrößen der Tauschparteien) entwickelt werden.

Bei den rein mathematischen Lehrgebäuden (möge man nun

Pareto, Barone, Cassel oder andere ins Auge fassen) werden alle

diese Fehler ins Grelle gesteigert und g ä n z l i c h l e b e n s f r e m d e

K o n s t r u k t i o n e n vorgeführt. Von der „unmittelbaren Inter-

dependenz“ der „Quantitäten“ angefangen bis zu den einseitigen

und stetigen „Kurven“ von Angebot, Nachfrage, Kosten und der-

gleichen mehr sind alle Annahmen grundfalsch oder bloße Tauto-

logien.

1

Vgl. auch unten S. 263 ff.