Table of Contents Table of Contents
Previous Page  2848 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 2848 / 9133 Next Page
Page Background

278

[308/309]

Diesen entscheidenden Satz, daß die Leistungsgliederung, nicht

der Preis selbst die Verteilung bestimme, finden wir in unserem

gesamten bisher entwickelten Lehrbegriffe begründet. Denn nach

ihm ist in der Gesamtgliederung der Wirtschaftsmittel auch schon

vorbestimmt: welche Güter (Leistungen) hervorgebracht werden

und in welcher Gliederung; und welche Güter davon zum Einkom-

men und an welche Einkommenskreise bestimmt sind, ebenso wie

sie innerhalb dieser Einkommenskreise wieder zu Genuß- und Ka-

pitalgütern bestimmt sind. Im wirtschaftlichen Ganzen und seiner

jeweils festgelegten Ausgliederungsordnung liegt die letzte Bedin-

gung der Verteilung: sie liegt nicht in subjektiven Wertschätzungen

und deren Zusammentreffen noch in dem von der Ausgliederungs-

ordnung abgelöst gedachten Zusammentreffen von Angebot und

Nachfrage, noch in den bloß mengenmäßig gedachten „Interdepen-

denzen“ der mathematischen Schulen.

IL Die Ergebnislosigkeit der bisherigen Verteilungslehren

Die bisherige Verteilungslehre ist nicht nur systematisch in

einer heillosen Verwirrung, man muß auch, ohne zuviel zu sagen,

behaupten, daß sie im wesentlichen inhaltlich ergebnislos blieb. /

R i c a r d o s V e r t e i l u n g s l e h r e ist in allen ihren Haupt-

sätzen unhaltbar. Der Lohn ist nicht grundsätzlich, wie er behaup-

tet, ein bloßer Erhaltungspreis der „Ware Arbeitskraft“ — das

später so genannte „eherne Lohngesetz“. (Schon die Physiokraten

und Adam Smith behandelten ja die Arbeit als Ware, die, wie bei

allen beliebig vermehrbaren Gütern, nach dem „Gesetz von An-

gebot und Nachfrage“ bei freiem Wettbewerb nur den Wieder-

ersetzungspreis, die Reproduktion erlangt.) Die Lohnfondstheorie

dürfen wir füglich übergehen. — Die Bodenrente hat nicht jene

Sonderstellung, die ihr Ricardo zuschreibt, und ist vor allem nicht,

wie er behauptet, ein Abzug vom Arbeitsertrage anderer. — Der

„Profit“ (Kapitalgewinn) ist keine Restgröße, wie er und Marx

behaupten, und „Profit + Lohn“ sind daher nicht „konstant“

1

.

Die M a r x i s c h e V e r t e i l u n g s l e h r e , die Ricardo gegen-

1

Vgl. dazu die kurze Darstellung und Prüfung in meinem Buche: Die

Haupttheorien der Volkswirtschaftslehre, 23. Aufl., Jena 1933, S. 83 ff. und

148 ff. [25. Aufl., Heidelberg 1949, S. 81 ff. und 153 ff.].