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sie sie der Arbeit, dem Boden, dem Kapital zuordneten, gibt es nicht.
Das müssen wir nun näher erklären.
Bemerkenswert ist ja schon, daß jene Unterscheidung im Laufe
der Entwicklung der Volkswirtschaftslehre nicht ausreichte. Man
spaltete den Kapitalprofit (Ricardo und Marx — er war beiden
eine einfache Restgröße) noch auf in: Unternehmergewinn, Unter-
nehmerlohn, Kapitalzins und Gefahrenprämie. Man kam ferner seit
Hermann und Schäffle dazu, überall Renten zu unterscheiden. Also
gab es nicht nur die Bodenrente? Auch fand man neben der Ge-
fahrenprämie z. B. eine eigene „Erfinderprämie“. — Ist aber einmal
eine solche reichere Gliederung der Verteilungsströme erreicht —
dann hat doch offenbar die Anknüpfung an die Lehre von den Pro-
duktionsfaktoren gar keinen Sinn mehr. Denn soll man den Un-
ternehmer als eigenen Produktionsfaktor betrachten (da es doch
einen eigenen Unternehmergewinn gibt)? Soll man sogar die Gefahr
als eigenen „Produktionsfaktor“ betrachten?
Jeder, der unbefangen diesen Zustand der Theorie betrachtet,
muß sich sagen, daß hier heillose Verwirrung eingetreten ist. Aus
dieser Verwirrung findet man aber nicht dadurch einen Ausweg,
daß man mehr „Produktionsfaktoren“ unterscheidet und dadurch
andere Sonderpreistheorien zu entwickeln in der Lage ist. D i e
L e h r e v o n d e n P r o d u k t i o n s f a k t o r e n i s t e i n e t e c h -
n i s c h e L e h r e , k e i n e w i r t s c h a f t l i c h e . Sie zeigt, daß die
individualistische Theorie immer noch auf dem Standpunkte des
Physiokratismus verharrt, der einzig folgerichtig aus den Stoffen
der Urerzeugung die / gesamte Wirtschaft ableitet und eben da-
durch eine technische, aber keine Wirtschaftslehre ist. Technisch ist
es in der Tat richtig, daß alles auf Boden und Arbeit, die auf „vor-
getane Arbeit“, Kapital, zurückgeht, beruht. Nur übersieht diese
rein materialistische Auffassung, daß ohne die geistigen „Faktoren“,
ohne den Erfindergedanken, ohne den Gedanken des Organisators
(Kapital höherer Ordnung) Wirtschaft unmöglich ist. Wir setzen
dieser durchaus verfahrenen und auf falsche Gleise gekommenen
Auffassung der Verteilungsfrage eine andere gegenüber, die wir
durch den Satz bezeichnen können:
6.
Die Elemente der Verteilung liegen nicht im Preise noch in
den sogenannten Produktionsfaktoren, sondern in der Ausgliede-
rungsordnung, das heißt in der Leistungsgliederung.