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wendig Konzentration, damit aber vollständige Atomisierung und
Abtötung dieser Bestandteile herbeigeführt werden müßte; sondern
halten wir die Unterstellung, daß es sich um echte (gegliederte, ab-
gestufte) Ganzheit dabei handeln könnte, einmal aufrecht: so be-
merken wir doch, daß diese Planwirtschaft undurchführbar ist.
Der Grund liegt hier in der inneren Lebendigkeit der Ganzheit
selbst und in der inneren Vielfältigkeit des Geistigen, auf dem sie
ruht. Jene starr vereinheitlichte Ganzheit „Planwirtschaft“ setzt
vollkommene Gemeinsamkeit aller Ziele, alles Geistigen und Sinn-
lichen, dem die Wirtschaft dient, und dadurch die darauf folgende
durchgängige Gemeinsamkeit der Mittel voraus. Überall dort, wo
jene geistige Zielgemeinsamkeit erreicht wird, zeigt uns die Ge-
schichte in der Tat annähernd kommunistische Wirtschaftskörper:
in den Urchristengemeinden (wenn auch nur annähernd), in stren-
gen, auf vollkommen einheitlicher Lebensführung beruhenden
Orden, Brüderschaften und ähnlichen ganz engen Kreisen, die über-
dies alle auf asketischem Grundsatze ruhen, alles Wirtschaftliche
auf eine Nebensache herabsetzen! Die k o mm u n i s t i s c h e
W i r t s c h a f t i s t a l s G r e n z f a l l d e r W i r t s c h a f t m ö g -
l i c h , dort nämlich, wo im / engen Kreise innige geistige Gemein-
schaft und Zielgleichheit herrscht; sie ist für weitere Kreise, wo
diese Voraussetzungen nicht vorhanden sind, eine U t o p i e . Das
scheint schon Pythagoras gewußt zu haben, indem er den Satz auf-
stellte: κοινά χά των φίλων „unter Freunden ist alles gemein“ —nur
unter Freunden, unter wahren, vollkommenen Freunden
1
!
An dieser Tatsache, daß die kommunistische Wirtschaft als
„Grenzfall“ noch möglich ist, zeigt sich auf das deutlichste Wahr-
heit und Irrtum ihres Begriffes. Es zeigt sich:
1.
daß sie mehr Wahrheitsgehalt in sich schließe als der indivi-
dualistische Begriff der reinen Verkehrswirtschaft, denn diese ist
nicht einmal als Grenzfall möglich, sondern so wenig zu Ende zu
denken wie auszuführen;
2.
daß sie aber der geschichtlichen Wirklichkeit nach dennoch
eine Utopie sei.
1
Näheres darüber in meinem Buche: Der wahre Staat, 3. Aufl., Jena
1931, S. 59 ff., 201 ff, und insbesondere 187 ff. [4. Aufl., Jena 1938, S. 59 ff.,
201 ff. und 187 ff.].