Table of Contents Table of Contents
Previous Page  2914 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 2914 / 9133 Next Page
Page Background

344

[ 38 2 / 3 83 / 3 84 ]

und Berufe die T e i l s t ä n d e o d e r B e r u f s t ä n d e . Entschei-

dend bleibt dabei, daß die körperschaftlichen Verbände sowohl ab-

gestufte wie andererseits innerhalb / gewisser Grenzen bewegliche

Gliederungen mit E i g e n l e b e n (vita propria) der Untergebilde

und der Einzelnen bilden, wodurch diese Wirtschaftsform ihre freie

Lebendigkeit behält und doch zugleich ein fest gegliedertes, stän-

disches Gepräge annimmt. Dem Eigenleben entspricht die verhält-

nismäßige S e l b s t v e r w a l t u n g der Berufstände und des Ge-

samtstandes. Aus beidem folgt das l e b e n s v e r w u r z e l t e

F ü h r e r t u m , das, aus dem eigenen Berufskreise stammend,

s a c h v e r s t ä n d i g ist. Der körperschaftlich-ständischen Wirt-

schaft entspricht endlich das körperschaftlich g e b u n d e n e

E i g e n t u m oder Lehenseigentum. Nur auf diesem Grunde ist

die s o z i a l e F r a g e zu lösen.

Ständisch gebunden ist, geschichtlich gesehen, nicht nur die

formell-zünftige Wirtschaft des Mittelalters, sondern im weiteren

Sinne jede, die durch Bindungen gestaltet und dadurch — sei es

mehr, sei es weniger durchgreifend — in verhältnismäßig gleich-

artige, genossenschaftlich-bündisch gestaltete Wirtschaftskreise ge-

gliedert ist, in der die Unterganzen im Innern enger gebunden und

abgestuft, nach oben hin aber loser gebunden sind. So sind die

Zünfte vor allem im Innern gebunden durch Zahl der Meister, Ge-

sellen, Vorschriften über Güte und Preis der Ware oder Beeinflus-

sung der Technik. Sie sind aber nicht in jeder Einzelheit gebunden

(also in keinem Punkte feste „Planwirtschaft“), sondern haben über-

all für Fleiß und Lohn, .namentlich aber für die Güte ihrer Erzeug-

nisse freien Spielraum. Die Bindung nach außen hin ist noch be-

weglicher, indem jede einzelne Zunft auf den Märkten in der Ge-

samtheit aller Zünfte auf eine verhältnismäßig freie Auseinander-

setzung mit den anderen Zünften und stadtwirtschaftlichen Gewal-

ten angewiesen ist. Das Gesamtganze der „Stadtwirtschaft" ist dann

wieder durch die noch beweglicheren Verbindungen in gebietsmäßige

und weltmarktmäßige Überganzheiten eingefügt, wie sie durch

Messen, Märkte, Fernhandel, gemeinsame oder freie Rohstoffein-

fuhr,

Zölle,

Stapelrechte

usw.

vermittelt

wurden.

/

Wie die zunftartigen, so sind auch die gutswirtschaftlichen,

grundherrlichen, „hauswirtschaftlichen“ Gebilde als ständisch zu be-

trachten. Es ist falsch, irgendein Zeitalter der Geschichte so anzu-