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1.Mittel für Ziele (Dienstbarkeit der Wirtschaft).
2. Infolge Unzulänglichkeit der Mittel und Überfluß („Unersättlich-
keit“) der Ziele rangordnendes Abwägen der Mittel.
3. Dies hat die Form des Ausgleichens — das heißt Aufteilung der
Mittel auf die Ziele nach Maßgabe der Gültigkeit (Rangordnung)
der Ziele — und des Sparens — das heißt Festhalten an dieser
Gültigkeit (Rangordnung) der Ziele (zwecks voller Ausnützung
der Mittel und Wahrung der Stetigkeit der Wirtschaft).
4. Die Widmung der Mittel (als Leistungs- oder Verrichtungszuwei-
sung).
W i r t s c h a f t i s t d i e W i d m u n g v o n M i t t e l n f ü r
Z i e l e a u f G r u n d d e s r a n g o r d n e n d e n A b w ä g e n s
d e r M i t t e l d u r c h A u s g l e i c h e n u n d S p a r e n . Objek-
tiv: Wirtschaft ist ein Gebäude von (rangordnungsgemäß geglieder-
ten, leistenden) Mitteln für Ziele. Soziologisch ist dieser Gliederbau
von Mitteln für Ziele ein Teilbereich (Teilinhalt, Lebenskreis) der
Gesellschaft als Ganzer.
Dieser Wirtschaftsbegriff krankt nicht mehr an dem tautologi-
schen sogenannten wirtschaftlichen Grundsatz (mit den geringsten
Mitteln den größten Erfolg zu erzielen), das Abwägen und Widmen
der Mittel muß vielmehr richtig sein; er verläßt den individualisti-
schen Ausgangsbegriff des sogenannten Homo oeconomicus; ebenso
auch den Subjektivismus und Hedonismus des Eigennutzgrund-
satzes wie den Psychologismus der Motivationslehren und der Be-
dürfnisskalen. All das sind primär keine wirtschaftlichen Tat-
bestände.
Die E i g e n g e s e t z l i c h k e i t d e r W i r t s c h a f t besteht
für diese Wirtschaftsauffassung nicht in mechanischen Gesetzmäßig-
keiten (ordre naturel, Markt-Preis-Mechanismus, Angebot und Nach-
frage), vielmehr in der richtigen Gliederung der Wirtschaftsmittel,
in einem sinnvollen Aufeinander-abgestimmt-Sein dieser (etwa nach
Art einer logischen Schlußkette): Die durch diese sinnvolle Eigen-
gesetzlichkeit der Wirtschaft bestimmten wirtschaftlichen Katego-
rien nehmen verschiedene geschichtliche Gestalt an, da die Wirt-
schaft ein Teilbereich der Gesellschaft und damit der geschichtlichen
Wandlung oder Umgliederung unterworfen ist. So ist beides erreicht:
strenge Gesetzmäßigkeit der Wirtschaft wie der Wirtschaftswissen-
schaft — eine sinnvolle, nicht eine mechanische Gesetzmäßigkeit —
und dennoch Wahrung des innigen Zusammenhanges der Wirtschaft
mit dem Leben und der Geschichte wie auch der Wirtschaftswissen-
schaft mit dem Gesamtgebäude der Gesellschaftswissenschaften.
Ebenso herrscht N o t w e n d i g k e i t i n d e r W i r t s c h a f t ,
aber keine mechanisch-eindeutige Notwendigkeit nach Art der Na-
turgesetze, der gegenüber alle Eingriffe in den unabänderlichen