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gehalten. Ich habe die Entfaltung dieser Begriffe in dem Nachwort zum

„Fundament der Volkswirtschaftslehre" dargelegt

1

.

Wie bereits dort erwähnt, sind die Leistungsbereiche der Wirtschaft Ab-

straktionen, nicht empirische Gebilde. Erst durch ihr Zusammenwirken („Zu-

sammenwachsen") in jeweils arteigener Weise entstehen die konkreten

Wirtschaftsgebilde (des Stufenbaues der Wirtschaft), z. B. Volkswirtschaften,

Betriebe, Verbände usw. Aber auch diese konkreten Wirtschaftsgebilde des

Stufenbaues werden in der Volkswirtschaftslehre noch unter dem abstrakten

Gesichtspunkt des „Objektivationssystems" (vergleiche dazu mein Nachwort

zum „Fundament der Volkswirtschaftslehre") betrachtet, das heißt im Hin-

blick auf das Verhältnis des Teilinhalts Wirtschaft zum Ganzen der Gesell-

schaft. Es gibt ja auch diesen Teilinhalt Wirtschaft nicht schlechthin, sondern

nur in der abstrahierenden Betrachtung; wirkliche, geschichtlich-konkrete

Wirtschaft ist immer Wirtschaft einer bestimmten Zeit, eines bestimmten

Volkes. Diese aber ist nicht Objekt der Volkswirtschaftslehre! Würde die

gesamte empirische Wirklichkeit einer Volkswirtschaft, eines Betriebes, eines

Wirtschaftsverbandes untersucht, nicht nur ihre wirtschaftliche Wesenheit,

so müßten Volkswirtschaft, Betrieb, Verband als gesamtgesellschaftliche,

geschichtliche Gegebenheiten, also auch von historischen, soziologischen,

rechtswissenschaftlichen, sozialpsychologischen, technischen und anderen

Gesichtspunkten her betrachtet werden; Sie sind als empirische Gegeben-

heiten Gegenstand verschiedener Wissenschaften, deren Aspekt und Ver-

fahren jeweils das (abstrakte) Wissensobjekt prägen und konstituieren.

c.

Die L e h r e v o n d e n W i r t s c h a f t s s t u f e n

Alle diese verschiedenen Leistungsbereiche der Wirtschaft beste-

hen — wie eben gezeigt — nicht als Wirklichkeit an sich (ebenso-

wenig wie z. B. der Blutkreislauf oder das Atmungssystem für sich

außerhalb des lebendigen Leibes bestehen könnten), sie wirken im-

mer zusammen, sie sind alle zugleich in den geschichtlich-wirklichen

Wirtschaftsgebilden in arteigener Weise vorhanden. Diese Wirt-

schaftsgebilde aber ergeben einen Stufenbau der Wirtschaft, in dem

jeweils die höheren Gebilde solche einer tieferen Stufe als Glieder in

sich befassen (z. B. die Volkswirtschaft zahlreiche Betriebe). Die

wichtigsten Stufen der Wirtschaft sind: Weltwirtschaft, Kreise von

Volkswirtschaften

(z.

B.

Großraumwirtschaften),

Volkswirtschaften,

Wirtschaftsgebiete, Wirtschaftsverbände, Betriebe und Haushalte.

Die Wirtschaftsstufen sind inhaltlich bestimmt durch eine jeweils

verhältnismäßige

Gleichartigkeit

der

Wirtschaftsziele,

denen

sie

dienen (das Zielsystem einer Volkswirtschaft, das Erzeugungsziel

eines Betriebes), ferner durch ihre arteigen entfalteten Leistungs-

bereiche, besonders durch die organisierenden Leistungen (die Volks-

wirtschaft durch jene des Staates, der Betrieb durch die Betriebs-

organisation). Endlich durch ihre Wirtschaftsgrundlagen (etwa die

Großraumwirtschaft oder die Gebietswirtschaft). Gefügemäßig sind

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Othmar Spann: Gesamtausgabe, Bd 3.