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bereichen
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der Wirtschaft sind demnach: Die organisierenden Lei-
stungen haben den Vorrang vor allen übrigen. Erfindung und Leh-
ren ist vor Hervorbringung. Innerhalb der Hervorbringung ist das
Kreditwesen vor dem Handel und vor allen anderen Teilbereichen
der Hervorbringung, der Handel vor der zeitgerechten Bereitstel-
lung der Leistungen, diese vor dem Verkehr, dieser vor der Er-
zeugung.
Die wichtigsten Vorränge i n n e r h a l b der Leistungsbereiche
sind
2
: jener der Kapitalleistungen vor den unmittelbaren Leistun-
gen, jener der zielnahen vor den zielfernen Leistungen; ganz all-
gemein: jener der führenden Leistung vor der geführten.
Im Stufenbau der Wirtschaft hat die höhere Stufe den Vorrang
vor der niederen
3
.
Die Vorranglehre ist für die Wirtschaftspolitik von Bedeutung:
wegen der größeren Auswirkungsmacht der Maßnahmen in den
vorranghaltenden Gebilden, ferner zur Beurteilung des Umgliede-
rungsweges und der Reichweite wirtschaftspolitischer Maßnahmen.
Von
wirtschaftstheoretischer
und
wirtschaftspolitischer
Bedeu-
tung sind weiterhin folgende leistungsmäßige Begriffe: außer dem
schon besprochenen Begriffe des Eigenlebens jener der gegenseiti-
gen Einwohnung der Leistungen — als Folgerung sowohl aus dem
Begriffe der Gegenseitigkeit der Leistungen als auch aus den Vor-
rangverhältnissen —; wonach keine Leistung möglich ist ohne frü-
here, keine ohne jene der übrigen Leistungsbereiche, keine ohne
jene der höheren Stufen.
e.
Die M o r p h o l o g i e d e r W i r t s c h a f t
Neben die Lehre vom sachlichen Bauplan, das ist der inhalt-
lichen Ausgliederungsordnung der Wirtschaft, tritt noch die Lehre
vom formalen Bauplan oder vom Gefüge der Wirtschaft (Morpho-
logie der Wirtschaft). Hier ist zunächst der Grundbegriff der E n t -
s p r e c h u n g (Korrelation) zu erwähnen, das ist das Aufeinander-
abgestimmt-Sein der Leistungen innerhalb eines Wirtschaftsgebil-
des und weiterhin aller Wirtschaftsgebilde im Gesamtganzen der
Wirtschaft.
Dieser Entsprechungsbegriff führt über den schon erwähnten Be-
griff der Gegenseitigkeit oder gegenseitigen Einwohnung hinaus,
weil er nicht wie dieser lediglich das Nicht-für-sich-Bestehen einer
Leistung und das gegenseitige Miteinandersein aller Leistungen
ausdrückt,
sondern
ein
sinnvolles
Aufeinander-angelegt-Sein
der
Inhalte aller Leistungen und Gebilde sowie auch der Häufungen
1
Othmar Spann: Tote und lebendige Wissenschaft, oben S. 87—103.
2
Othmar Spann: Tote und lebendige Wissenschaft, oben S. 138—140.
3
Othmar Spann: Tote und lebendige Wissenschaft, oben S. 123—138