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unstofflichen Erscheinungsformen des Geldes zurückgehen; also die
staatliche Ordnung des Geldwesens oder die Währung.
Deswegen ist der i n n e r e W e r t d e s G e l d e s auch nicht
vorwiegend durch dessen Quantität bestimmt: die gleiche Geld-
menge kann ganz verschiedene wirtschaftumbildende Wirkungen
haben, je nach der Stelle der Geldschöpfung. Er ist primär durch die
Ausströmungswege des Geldes bestimmt. Ebenso kann der äußere
Geldwert weder durch Zahlungsbilanzverhältnisse noch durch Kauf-
kraftparitäten erschöpfend erklärt werden, er stellt vielmehr eine
Widerspiegelung
der
Produktivitätsbilanz
der
Volkswirtschaft
als
des Ausdruckes ihrer Gliedstellung in der Weltwirtschaft dar.
Angesichts der Vorrangstellung des Geldwesens — als eines orga-
nisierenden, die Wirtschaft umbildenden, keineswegs „neutralen“
Wirtschaftsbereiches — leuchtet die Bedeutung der Währungspolitik
ein, also der Geld- und Kreditverfassungspolitik, der Bankenorgani-
sationspolitik, der Politik des inneren und äußeren Geldwertes.
K r e d i t — als Überlassung von Geld- und Sachkapital gegen
die Verpflichtung ihrer Rückerstattung zu einem späteren Zeit-
punkte — bedeutet den Leistungswechsel des Geldes über das Ge-
lenk des Kapital- oder Geldmarktes, also Marktreifeverleihung an
das Geld. Er beruht auf der größeren Fruchtbarkeit des Kapitals in
der hereinleihenden als in der hinausleihenden Wirtschaft, so daß
die Leihe einen Fruchtbarkeitsfortschritt für die Wirtschaft bedeu-
tet. Wie jeder Leistungswechsel beziehungsweise jede Marktreife-
verleihung bedarf auch der Kredit der Organisation, die so beschaf-
fen sein muß, daß die Leiter der Krediteinrichtungen — der Banken,
Sparkassen, Kreditgenossenschaften — zu erkennen vermögen, ob die
Fruchtbarkeit des Kredites verbürgt sei; daher muß die Organisation
des Kreditwesens wirtschafts- und betriebsnahe, also dezentrali-
siert sein. Auch hier ist die Bedeutung der Kreditpolitik für die
gesamte Wirtschaft unmittelbar einsichtig, da Inhalt und Richtung
der wirtschaftlichen Dynamik vom Kredit- und Finanzierungswesen
abhängen.
H a n d e l bedeutet Marktreife der Waren, das heißt Leistungs-
wechsel der Güter durch das Gelenk des Marktes hindurch. Vermöge
dieses Leistungswechsels werden die Leistungen beziehungsweise die
wirtschaftlichen Güter aus einem Betrieb in den anderen eingeglie-
dert, um zielreifer zu werden, weshalb sie auch in dem aufnehmen-
den Betrieb wertvoller sind als in dem abgebenden. In dieser Wert-
steigerung durch Zielannäherung liegt die Fruchtbarkeit des Handels:
er bewerkstelligt im Leistungswechsel eine fruchtbarkeitserhöhende
Zielannäherung (ebenso wie die Marktreifeverleihung an das Geld,
der Kredit, eine Wertschöpfung darstellt).
Im Leistungsgebäude der Wirtschaft steht also der Handel ver-
möge seiner Grundverrichtung: Marktreifeverleihung an die Lei-