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Vom Standpunkte der Leistungslehre ergeben sich aber die Ver-

einheitlichungsgründe der Volkswirtschaft ebenso wie jene jeder

Wirtschaftsstufe in voller Klarheit. Es sind dies:

1. Die Vereinheitlichung durch die gemeinsame Zielwelt, der ein

Wirtschaftsgebilde dient (also für die Volkswirtschaft der Kreis

der Wirtschafter eines Staates oder eines Volkstums; für den Be-

trieb dessen bestimmtes Erzeugungsziel).

2. Die Vereinheitlichung durch die Gesamtheit der organisierenden

Leistungen (also für eine Volkswirtschaft vor allem das staatliche

Kapital höherer Ordnung; für den Betrieb dessen arteigene Be-

triebsorganisation, wie sie besonders durch den Unternehmer oder

Betriebsführer und seinen Mitarbeiterstab bereitgestellt wird).

3.

Innerhalb dieser Vereinheitlichung durch Organisation spielt jene

durch den Wettbewerb, also die Vereinheitlichung durch den freien

Verkehr der Wirtschafter. Als Grenzfall könnte man sich diesen

freien Verkehr durch eine sehr straffe zentralistische Organisation

völlig ausgeschaltet denken; dann läge eine Annäherung an die

Grundgestalt der zentralistischen Planwirtschaft des Kommunis-

mus vor.

Von diesen Vereinheitlichungsgründen ergibt sich also zugleich

ein Blick auf die G r u n d g e s t a l t e n d e r W i r t s c h a f t über-

haupt: Zwischen den beiden lediglich gedanklich konstruierbaren

Grenzfällen der reinen Verkehrs- oder Wettbewerbswirtschaft —

Wettbewerb als die einzige vereinheitlichende Kraft — und der

zentralistischen Planwirtschaft — alles Eigenleben der Wirtschafts-

gebilde beseitigt und der Staat als einziger Wirtschafter — liegen

die vielerlei geschichtlich wirklichen Wirtschaftsgestalten, die immer

solche einer organisierten Wirtschaft sind. Diese kann dann ent-

weder mehr nach der Seite der Gebundenheit (durch staatliche und

verbandswirtschaftliche Organisationen) oder mehr nach jener des

Wettbewerbes (aber immer innerhalb gewisser Bindungen) hin-

neigen.

Wenn diese Gemeinsamkeiten der Zielwelt und die Vereinheit-

lichung durch die wirtschaftorganisierenden Kräfte des Staates und

der

wirtschaftlichen

Selbstverwaltungskörper,

der

Wirtschaftsver-

bände, vorherrschen, kann man von einer gebundenen Wirtschaft

sprechen. Wenn die Gemeinsamkeit lockerer wird, könnte man von

einem gemäßigten Kapitalismus sprechen.

In Wirklichkeit können weder die sogenannte Wettbewerbswirt-

schaft noch die zentralistische Planwirtschaft auf Dezentralisation

und Eigenleben ganz verzichten. Die Wirtschaftsgestalten der Wirk-

lichkeit sind Wirtschaftssysteme und wirtschaftspolitische Systeme

der Mitte. Die extremistischen Abweichungen gefährden die Pro-

duktivität der Wirtschaft, den Menschen als Person, seine Gemein-

schaften, die Gesellschaft als Ganzes, aber auch die Natur.