380
Da die Voraussetzung des Wettbewerbes die Häufung, das heißt
aber eine empirische und keine wesenhafte Tatsache der Wirtschaft
ist, ist der Wettbewerb selbst ebenfalls keine Wesenserscheinung
oder Grundkategorie der Wirtschaft, sondern eine empirische Tat-
sache, die grundsätzlich unter der Voraussetzung der organisieren-
den Leistungen in der Wirtschaft steht: Er ordnet also nicht eine
gefügelose Wirtschaft von Grund aus und als einziges ordnendes
Element — wie das die individualistische Theorie wahrhaben will —;
er ordnet vielmehr eine bereits geordnete, also durch organisierende
Leistungen (Rechtssicherheit, Marktordnung, Marktsitte usw.) ge-
prägte Wirtschaft um. Wettbewerb ist immer nur Eintreten in eine
Ganzheit (z. B. in den Markt oder andere Wirtschaftsgebilde) durch
Übertreffen des anderen oder durch Angleichen an den anderen.
Er vollzieht sich unter der Voraussetzung des Vorhandenseins
organisierender Leistungen, wobei er sowohl Förderung wie Stö-
rung oder Zerstörung in sich schließen kann. Daher ist es Aufgabe
der richtigen Wirtschaftsorganisation, die fördernden Kräfte des
Wettbewerbes zu stärken und die krisenhaften zurückzudrängen,
also durch Bereitstellung staatlicher und wirtschaftsverbandlicher
organisierender Leistungen den Rahmen für die Wirksamkeit des
Wettbewerbes so zu ziehen, daß seine umgliedernde Wirkung nicht
zur Krise ausartet.
Die Krönung der Leistungslehre und auch der Leistungsgrößen-
lehre (der Wert- und Preistheorie) ist die F r u c h t b a r k e i t s -
u n d R e i c h t u m s l e h r e , denn sowohl vom Leistungsmäßigen
(vom Widmen der Mittel) wie vom Rechnerischen (Rangordnen der
Mittel) her muß Klarheit über die letzte Bewährung der Wirtschaft
und ihrer Gebilde geschaffen werden, über den Erfolg des Wirt-
schaftens.
Sowohl mit der Leistungslehre unmittelbar als auch mit der
Fruchtbarkeitslehre ist noch ein wichtiger leistungsmäßiger Lehr-
begriff verknüpft, nämlich jener der nur v e r h ä l t n i s m ä ß i -
g e n V o r z ü g l i c h k e i t , Leistsamkeit oder Fruchtbarkeit a l l e r
W i r t s c h a f t s m i t t e l : Da jede Leistung nur infolge Mitdabei-
seins anderer Leistungen leistet, bedeutet ein und dieselbe Leistung
in einem anderen gebildlichen Zusammenhange etwas anderes und
hat daher auch eine andere Fruchtbarkeit. Quantitativ und qualita-
tiv gleiche Leistungen haben also je nach ihrer Gliedstellung in der
Wirtschaft ungleiche Leistungsfähigkeit, daher auch verschiedene
Fruchtbarkeit. Daher gibt es keine schlechthin herrschende Über-
legenheit einzelner Leistungen, Betriebe und anderer Wirtschafts-
gebilde. Daher gibt es aber auch keine absolute Rechenbarkeit der
Wirtschaft, die ja schon an der Unverbrauchlichkeit und daher Un-
quantifizierbarkeit sehr wichtiger Leistungen (z. B. der organisie-