Table of Contents Table of Contents
Previous Page  2957 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 2957 / 9133 Next Page
Page Background

387

vom Leihzins, vom Handelsgewinn, vom Unternehmergewinn und

vom Lohn gelegt werden

1

.

5.

Krisen- und Konjunkturtheorie

Deren systematischer Ort wurde schon bei Darlegung des for-

mellen Bauplanes der Wirtschaft und der Begriffe der Bewegung

und Umgliederung erhellt. Wirtschaftsumgliederungen — auch Kri-

sen als schwere und nachhaltige Entsprechungsstörungen im Gefolge

solcher Umgliederungen — können von den Wirtschaftszielen, von

den Wirtschaftsgrundlagen und aus dem Gebäude der wirtschaft-

lichen Leistungen selbst her rühren. Die letzten können von jedem

Leistungsbereiche ausgehen; ebensowohl können sie von den Preisen

kommen. Bei solchen Umgliederungen befinden sich gewisse Be-

reiche der Wirtschaft in Ausbildung, andere aber in Rückbildung

(Hochkonjunkturen erstrecken sich niemals auf die ganze Wirt-

schaft).

Bedeutsam ist, daß die Wirtschaftsgebilde tieferer Wirtschafts-

stufen auch von Umgliederungen und Krisen heimgesucht werden

können, die gar nicht in ihnen selbst ihren Krisengrund haben, son-

dern auf den höheren Stufen; die wichtigsten Krisen der Wirt-

schaftsgeschichte sind die weltwirtschaftlichen Stufenkrisen, bedingt

durch Strukturwandlungen der Weltwirtschaft als Ganzer.

Der Gesamtverlauf der Umgliederung, die Konjunktur, zeigt oft-

mals in der Wirtschaftsgeschichte, z. B. in der ersten Phase des In-

dustrialismus, gewisse wellen- oder rhythmenähnliche Schwankun-

gen, die Wechsellagen der sogenannten kapitalistischen Expansions-

konjunkturen. Sie scheinen sowohl durch die in den Leistungsberei-

chen, besonders der höheren Wirtschaftsstufen, gelegenen Gründe

wie auch durch über-, beziehungsweise nichtwirtschaftliche Um-

stände bedingt zu sein, zeigen jedoch keine strenge Periodizität.

Auch die Annahme eines stetigen Wirtschaftswachstums, also einer

dauernd wachsenden Produktivität der Wirtschaft, erscheint wohl

allzustark zeitbedingt.

6.

Wirtschaftspolitik

Wirtschaftspolitik

ist

bewußte

Wirtschaftsumbildung

zwecks

Wohlstandserhöhung

oder

Gesellschaftsförderung;

sie

wird

von

überwirtschaftlichen oder wirtschaftlichen Gruppen betrieben, um

die Wirtschaftsgebilde aller Stufen zu vervollkommnen, und besteht

in der Bereitstellung organisierender Leistungen.

Für den Universalismus bilden Wirtschaftstheorie und Wirt-

schaftspolitik eine wissenschaftliche Einheit. Es besteht keine Kluft

1

Vgl. dazu Othmar Spann: Tote und lebendige Wissenschaft, oben

S. 291—319.