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vom Leihzins, vom Handelsgewinn, vom Unternehmergewinn und
vom Lohn gelegt werden
1
.
5.
Krisen- und Konjunkturtheorie
Deren systematischer Ort wurde schon bei Darlegung des for-
mellen Bauplanes der Wirtschaft und der Begriffe der Bewegung
und Umgliederung erhellt. Wirtschaftsumgliederungen — auch Kri-
sen als schwere und nachhaltige Entsprechungsstörungen im Gefolge
solcher Umgliederungen — können von den Wirtschaftszielen, von
den Wirtschaftsgrundlagen und aus dem Gebäude der wirtschaft-
lichen Leistungen selbst her rühren. Die letzten können von jedem
Leistungsbereiche ausgehen; ebensowohl können sie von den Preisen
kommen. Bei solchen Umgliederungen befinden sich gewisse Be-
reiche der Wirtschaft in Ausbildung, andere aber in Rückbildung
(Hochkonjunkturen erstrecken sich niemals auf die ganze Wirt-
schaft).
Bedeutsam ist, daß die Wirtschaftsgebilde tieferer Wirtschafts-
stufen auch von Umgliederungen und Krisen heimgesucht werden
können, die gar nicht in ihnen selbst ihren Krisengrund haben, son-
dern auf den höheren Stufen; die wichtigsten Krisen der Wirt-
schaftsgeschichte sind die weltwirtschaftlichen Stufenkrisen, bedingt
durch Strukturwandlungen der Weltwirtschaft als Ganzer.
Der Gesamtverlauf der Umgliederung, die Konjunktur, zeigt oft-
mals in der Wirtschaftsgeschichte, z. B. in der ersten Phase des In-
dustrialismus, gewisse wellen- oder rhythmenähnliche Schwankun-
gen, die Wechsellagen der sogenannten kapitalistischen Expansions-
konjunkturen. Sie scheinen sowohl durch die in den Leistungsberei-
chen, besonders der höheren Wirtschaftsstufen, gelegenen Gründe
wie auch durch über-, beziehungsweise nichtwirtschaftliche Um-
stände bedingt zu sein, zeigen jedoch keine strenge Periodizität.
Auch die Annahme eines stetigen Wirtschaftswachstums, also einer
dauernd wachsenden Produktivität der Wirtschaft, erscheint wohl
allzustark zeitbedingt.
6.
Wirtschaftspolitik
Wirtschaftspolitik
ist
bewußte
Wirtschaftsumbildung
zwecks
Wohlstandserhöhung
oder
Gesellschaftsförderung;
sie
wird
von
überwirtschaftlichen oder wirtschaftlichen Gruppen betrieben, um
die Wirtschaftsgebilde aller Stufen zu vervollkommnen, und besteht
in der Bereitstellung organisierender Leistungen.
Für den Universalismus bilden Wirtschaftstheorie und Wirt-
schaftspolitik eine wissenschaftliche Einheit. Es besteht keine Kluft
1
Vgl. dazu Othmar Spann: Tote und lebendige Wissenschaft, oben
S. 291—319.