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matische Schule in der Volkswirtschaftslehre wird man nicht günstiger

urteilen können.

Schließlich möge noch bemerkt werden, daß C o m t e selber, obwohl

Mathematiker und Begründer der mechanischen Analogie (obzwar in

einer viel gemäßigteren und sachlicheren Art), die Anwendung der

Mathematik auf die Sozialwissenschaft energisch abgelehnt hat

1

.

C. Der Begriff des Gleichgewichtszustandes

Erweist sich die mechanisch-mathematische Betrachtungsweise als

prinzipiell unhaltbar, so bleibt doch noch die Frage: Inwieweit die

Unterscheidung von Statik und Dynamik einen besonderen methodischen

Wert hat? Dies hängt davon ab, in w e l c h e m (übertragenen) Sinne von

einem Gleichgewicht und einer Bewegung innerhalb der Verknüpfung

wirtschaftlicher Erscheinungen gesprochen werden kann.

Ein Gleichgewicht der Quantitäten im buchstäblichen Sinn kann es

natürlich in der Wirtschaft nicht geben, weil Quantitäten als solche

überhaupt nicht zur Geltung kommen. Indessen gibt es eine ähnliche

Erscheinung, nämlich den Zustand, daß in einem Gesamtsystem

wirtschaftlicher Mittel alle Mittel (Güter) absolut rationell verwendet

sind, so daß alle eine gleiche End- oder Grenzbedeutung für das

Gesamtsystem, für die Erreichung der Ziele, haben. In einem Augenblick

völlig befriedigenden Standes der Wirtschaft des Robinson z. B. hat dieser

alle bedeutsamen Mittel (Güter) in dem Maße gesichert, als es möglich ist,

und die für ihn weniger bedeutenden in einem genau

e n t s p r e c h e n d e n Maße, das heißt er hat nicht etwa die

unwichtigen mehr gesichert als die wichtigen, und auch nicht die

wichtigen gegenüber den unwichtigen in höherem Maße als nötig (das

heißt angemessen, entsprechend) wäre, so daß die Sicherstellung der

unwichtigen mehr als nötig beeinträchtigt wäre. Eine solche Lage in

absoluter Klarheit und Vollendung gedacht, kann man als einen Zustand

bezeichnen, in dem a l l e G ü t e r g l e i c h e E n d - o d e r

G r e n z b e d e u t u n g a u f w e i s e n :

1

Vgl. Auguste Comte: Cours de philosophie positive, 6 Bde, 3. Aufl., Paris 1869, Bd 1, S.

117, Bd 3, S. 307 und öfter.