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t e n , die sich, ähnlich den Objekten der Psychologie, nicht quantitativ

bestimmen lassen; dagegen haben ihre Verknüpfungen den Charakter

völliger Strenge („Exaktheit“), weil wir ihre innere Notwendigkeit ein-

s e h e n können, weil wir die innere Logik ihrer gegenseitigen Bedingtheit

selber e r l e b e n , somit e i n s i c h t i g zu begreifende, e v i d e n t e

Erscheinungen vor uns haben! Daß eine Ausnahme unmöglich ist, kann bei

keinem Naturgesetz erw i e s e n werden, wohl aber bei jedem wirklichen

Gesetz des (reinen, konsequenten) wirtschaftlichen Handelns, weil wir da

die zwingende Notwendigkeit selber miterleben, e i n s i c h t i g das

Entstehen der ganzen Reihe vor uns haben. Dies ist der Sinn des goldenen

Wortes: daß der Ausgangspunkt und Zielpunkt und damit auch der Weg

aller menschlichen Wirtschaft streng determiniert seien, in bezug auf den

Evidenzcharakter unserer Wissenschaft

1

. „Exakt“ bedeutet in der

abstrakten Nationalökonomie nicht: mathematisch genau, sondern:

evident, streng, aus innerer Notwendigkeit, eindeutig, weil einsehbar! An

diesem Punkte wird der unlebendige, nivellierende Charakter der

Mathematik in unserer Wissenschaft, welcher alles Einsichtige, alles nur

durch Miterleben zu Erschließende abtötet, besonders deutlich.

Aus der Einsicht in die funktionelle Natur der wirtschaftlichen Erscheinungen ergeben

sich auch für die systematische Behandlung der Nationalökonomie und für die Abgrenzung

des Gebietes bestimmte Schlußfolgerungen. Ich verweise diesbezüglich auf meine

Abhandlung „Der logische Aufbau der Nationalökonomie und ihr Verhältnis zur Psychologie

und zu den Naturwissenschaften“ (in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Band 64,

Tübingen 1908), wo der funktionelle Aufbau der ökonomischen Erscheinungen näher

untersucht wird, die Unterscheidungen der Funktionalbeziehungen einer Handlung in solche

einfacher und höherer Ordnung, in solche auf individualem und gesellschaftlichem Gebiete

(monogenetische und polygenetische), die entsprechenden Unterscheidungen der

Funktionalgebilde (das ist der relativ selbständigen Systeme von Mitteln — z. B. „Produktion“)

selber, deren Betrachtung wieder als Ganze für sich (nach Kategorien und Struktur) und in

ihrer funktionellen Verbundenheit

1

„Sind der Ausgangspunkt und der Zielpunkt einer menschlichen Bestrebung . .. gegeben,

so ist der Weg, welcher von den handelnden Menschen . . . betreten wird, von vornherein

zwar keineswegs streng determiniert. Willkür, Irrtum und sonstige Einflüsse können . . .

bewirken .. ., daß die handelnden Menschen ... verschiedene Wege einzuschlagen vermögen.

Sicher ist dagegen, daß unter den obigen Voraussetzungen stets nur Ein Weg der

z w e c k m ä ß i g s t e zu sein vermag.“ — Carl Menger: Untersuchungen über die Methode

der Sozialwissenschaften und der politischen Oekonomie insbesondere, Leipzig 1883, S. 264;

vgl. auch S. 262 ff.