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dern kommt daher, daß sich Theoretiker und Historiker. . . mit verschiedenen Problemen

befassen und über die Wahl der Tatsachen verschiedener Meinung sind.“

1

Diese widerspruchsvolle Kompilation vulgärer empiristischer

Doktrinen, die allerdings in der englisch-amerikanischen Literatur eher

Zustimmung finden mag als bei uns, soll den „Kern einer Erkenntnistheorie

der Ökonomie“ bilden! Der Verfasser nimmt diesmal allerdings das

denkökonomische Prinzip für die Ermöglichung der Begriffsbildung zu

Hilfe, aber in welch verflachter und entstellter Form!: Die „Ähnlichkeit der

Merkmale“ soll die Begriffsbildung erklären. Ist schon das reinere Prinzip

der Denkökonomik selber einer Erklärung bedürftig (— es ist nämlich im

Grunde t e l e o l o g i s c h e r Natur, setzt als „möglichst einfache“,

„möglichst zweckmäßige“ Beschreibung den Begriff r a t i o n a l e r ,

i d e a l e r Beschreibung und damit überhaupt: idealer G e l t u n g v o n

N o r m e n für die Begriffsbildung und von [überempirischem]

Notwendigkeitscharakter für das Denken s c h o n v o r a u s ! —), so liegt

es auf der Hand, daß die Auslese nach der Ähnlichkeit doppelt eines

erklärenden Prinzips bedarf. Was soll denn aus einer unendlichen

Mannigfaltigkeit nach der Ähnlichkeit ausgesondert und zusammengestellt

werden?, und: nach welchem konstitutiven Prinzip geschieht denn diese

Zusammenstellung, diese B e g r i f f s b i l d u n g des Ähnlichen? Ferner

hinsichtlich des Unterschiedes von Deskription und Theorie: W a r u m

macht die eine bei der Katalogisierung halt, während die andere noch

weiter „umformt“?, zumal beide „Schemata“ den Zweck haben, uns in der

unübersehbaren Fülle von Tatsachen zurechtzuweisen; was i s t diese

„Umformung“, worin besteht sie? —Am meisten wird aber frappieren, daß

der Streit zwischen historischer und abstrakter Forschung in unserer

Wissenschaff damit e r l e d i g t sein soll, daß beide nach Ähnlichkeiten

suchen, nur jede nach einer andern, daher beide ihre Tatsachen anders

auswählen! (wobei man nicht einmal erfährt, nach welchen

Gesichtspunkten dies geschehe).

Das ist nichts anderes, als philosophische Don-Quichoterie. Es wäre

unfruchtbar, noch näher darauf einzugehen, denn der Verfasser ist hier

nicht nur zu wenig informiert, sondern er hat sich auch, was er schrieb, zu

wenig überlegt.

1

Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 39—42.