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Das alte physiokratische Bestreben, die volkswirtschaftlichen Vorgänge

grundsätzlich unter Ausschaltung des Geldes verständlich zu machen,

sollte in unserer Wissenschaft wieder mehr als bisher zu Ehren kommen.

Besonders Preisvorgängen gegenüber ist dieses Verfahren geboten, um das

von Seite der Umlaufsmittel her Bedingte gegenüber dem den primären

wirtschaftlichen Bestrebungen selbst Innewohnenden (Autogenen)

reinlich scheiden zu können.

Auf entschieden richtigerem Wege scheinen mir daher jene

Volkswirte, welche in der aufsteigenden wirtschaftlichen Entwicklung

selbst die primäre Ursache von Preissteigerungen sehen. Man kann diese

Ansicht kurz als Erklärung der Teuerung aus der Konjunktur bezeichnen.

Teuerungen und ansteigende geschichtliche Preisbewegungen sind aber,

wie die Begriffe „Konjunktur“ und „aufsteigende Entwicklung“ heute

gefaßt werden, nur erklärbar, solange die Nachfrage mehr steigt als das

Angebot. Einmal fällt dann alle Last auf die Erklärung der Konjunktur

zurück. Sodann aber müßten die Preise, wenn die Konjunktur wieder

abflaut, auf die frühere Ebene zurücksinken. Dieser Einwand gilt sowohl

für die Konjunkturtheorie, wie für die Geldentwertungstheorie:

w a r u m k e h r e n d i e P r e i s e n i c h t a u f i h r a l t e s

N i v e a u z u r ü c k , nachdem entweder die Konjunktur abgeflaut ist

oder der gesteigerte Verkehr die neuen Goldmengen absorbiert hat?

Zur Verdeutlichung dieses Einwandes sowohl, wie der übrigen Erörterungen sei ein

schematischer Überblick über die Preisgeschichte hier gestattet. Bekanntlich sind hier

folgende Hauptperioden zu unterscheiden

1

:

1.

Preissteigerungen vom 8. bis Mitte des 14. Jahrhunderts (ca. 700 bis 1350); damit

zugleich: hohe Edelmetallproduktion und aufsteigende Entwicklung (Stadtwirtschaft,

Kolonisation des Ostens).

1

Vgl. dazu J a m e s A . R o g e r s : A History of Agriculture and Prices in England

from 1259 to 1793, Oxford 1866; derselbe: Geschichte der englischen Arbeit, deutsch von

Rudolph Pannwitz, 2. Aufl., Stuttgart 1906. —- G e o r g W i e b e : Zur Geschichte der

Preisrevolution des 16. und 17. Jahrhunderts, Leipzig 1895. — T h e o S o m m e r l a d :

Artikel Preis (Geschichte, Mittel- alter), in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften,

Bd 6, 3. Aufl., Jena 1910, S. 1168 ff. — W i l h e l m L e x i s : Artikel Gold und

Goldwährung, in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd 5, 3. Aufl., Jena 1910, S.

32 ff.; derselbe: Artikel Silber und Silberwährung, in: Handwörterbuch der

Staatswissenschaften, Bd 7, 3. Aufl., Jena 1910, S. 502 ff.; derselbe: Artikel Preis (Neuere

Zeit), in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd 6, 3. Aufl., Jena 1910, S. 1182 ff.

— O t t o S c h m i t z : Die Bewegung der Warenpreise in Deutschland von 1851 bis

1902, Anhang: Der Weizenpreis von 400 v. Chr. bis 1900, Berlin 1903.

23 Wirtschaft und Gesellschaft