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354

2.

Preissenkungen bis zu Anfang des 16. Jahrhunderts (ca. 1350—1510); damit zugleich

Steigerung der Edelmetallproduktion (also t r o t z d e r P r e i s s e n k u n g e n ! ) und

— Fortschritte der Geld- und Kreditwirtschaft, neben wirtschaftlichen

Verfallserscheinungen.

3.

Große Preissteigerungen im 16. und 17. Jahrhundert (in Deutschland etwa 1510—

1640, in England 1510—1660); zugleich große Steigerung der Edelmetallproduktion in

Amerika, aber erst von 1520 ab. Ferner: Beginn kapitalistischer Produktionsweise, starke

Ausdehnung der Geldwirtschaft, Zunahme der Bevölkerung. Die stärkste Steigerung erlitten

agrarische und Urprodukte, die geringste Industrieartikel (Arbeitsteilung, Großbetriebe!)

und Arbeitslöhne (ungelernte Arbeit!). Als Beispiel diene folgende Tabelle von Preisen in

England nach Rog e r s in Gramm Silber

1

:

Zeitraum

Weizen

1 hl

1 Ochse

Wolle

100 kg

Zimmermanns-

taglohn

1511—1520

20.59

199.9

449

4.49

1521—1530

21.96

254.6

348

4.13

1531—1540

21.00

219.5

406

4.47

1541—1550

17.02

190.7

734

2.63

1551—1560

28.85

417.0

654

4.75

1561—1570

26.22

435.9

726

5.04

1571—1582

34.00

494.6

771

5.52

1583—1592

48.32

501.1

5.76

1593—1602

70.68

593.3

5.71

1603—1612

69.88

722.0

5.57

4.

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts kommen die Preise zum Stillstand, in der

zweiten Hälfte tritt ein gewisser Rückgang ein.

5.

Im 18. und 19. Jahrhundert sind zumeist aufsteigende Preisbewegungen zu

verzeichnen, und zwar:

a.

1850/1873 entschiedenes Steigen der Preise. Zugleich: Goldproduktionserhöhung

durch die Entdeckungen in Kalifornien und Australien; aufsteigende volkswirtschaftliche

Entwicklung (Gründerzeiten usw.).

b.

1874/1896 s i n k e n d e Tendenz der Preise.

c.

Aufsteigende Bewegung wieder seit ungefähr 1896—1899, in den letzten Jahren sehr

rasche Steigerungen, dagegen Steigerung der Goldproduktion schon seit 1891.

Der Verlauf letzterer Perioden ist selbstverständlich kein einheitlicher, vielmehr lassen

sich in der ersten Periode drei, in der zweiten fünf besondere Preiswellen unterscheiden,

und zwar von Tiefpunkt zu Tiefpunkt gemessen. 1849— 1858 (Höhepunkt 1857); 1858—

1870 (Höhepunkt 1863); 1870—1879 (Höhepunkt 1873); 1879—1886 (Höhepunkt 1880);

1886—1895 (Höhepunkt 1890); 1895—1901 (Höhepunkt 1900); 1901—1909 (Höhepunkt

1907); 1909—?

1 1 2

1

Vgl. G e o r g W i e b e : Zur Geschichte der Preisrevolution des 16. und

17. Jahrhunderts, Leipzig 1895, S. 354 ff.

2

Genaue, liebevolle Darstellung bei O t t o S c h m i t z : Die Bewegung

der Warenpreise in Deutschland von 1851 bis 1902, Berlin 1903.