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Gebäudes, einer Ganzheit von Leistungen. Alle Mittel leisten als
sinnvolles Ganzes für alle Ziele als sinnvolles Ganzes.
Diese sinnvolle Ganzheit hat aber notwendig eine feste Ordnung
in sich. Daraus ergibt sich ein neuer Grundbegriff.
Jede Ganzheit hat eine A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g . Diese
ist wiederum nichts Ursächlich-mechanisches, sondern ist nur sinn-
voll bestimmbar. Die Ausgliederungsordnung weist wieder „Teil-
inhalte“ (Teilganze, z. B. Kredit, Handel, Erzeugung im engeren
Sinne) und Stufen (z. B. Weltwirtschaft, Volkswirtschaft) auf. Das
Verhältnis der Teilinhalte und der Stufen, sowie der einzelnen
Leistungen, die ihnen angehören, ist abermals durch eine sinnvolle
Kategorie bedeutsamster Art bestimmt, den V o r r a n g oder das
Primat (Priorität, Superiorität). Denn die einzelnen Teilinhalte
(Sachgebiete) und Stufen sind durch ein Verhältnis der Führung und
Nachfolge, der Vorgeordnetheit und Nachgeordnetheit bestimmt,
wie, um nur ein Beispiel anzuführen, stets der Erfinder den Vorrang
hat vor dem, der die Erfindung nur ausführt und anwendet
1
. —
Nach der ganzheitlichen Auffassung ist die Wirtschaft ihrem ersten
Wesen nach Gliederbau von Leistungen, die Volkswirtschaftslehre
Leistungslehre (im weiteren Sinne „Produktionslehre“) — nicht
Preislehre! Der Preis kann grundsätzlich nur eine abgeleitete Er-
scheinung sein. Der Preis ist nichts anderes, als Ausdruck des Glie-
derbaues der Leistungen — Ausdruck, Anzeiger, Index, nicht selbst
etwas Erstes und Führendes, Preistheorie ist daher nicht die Mitte,
sondern der Umkreis der Theorie. Leistung hat den Vorrang vor
Preis, Leistung ist vor Preis, Leistungslehre vor Preislehre. Da nun
jeder Ausdruck entweder richtig oder unrichtig sein kann, gibt es
einen richtigen oder unrichtigen Preis; und da auch der Gliederbau
der Leistungen entweder richtig oder unrichtig sein kann, so führt
das schließlich zu dem Begriffe des richtigen Ausdruckes des richti-
gen Gliederbaues der Leistungen oder dem g e r e c h t e n P r e i s .
Nicht naturgesetzlich und mechanisch-mathematisch ist der Preis
zu begreifen, sondern er unterliegt den Kategorien „richtig“ oder
„unrichtig“ und ist damit als eine i d e e l l e Erscheinung gekenn-
zeichnet.
1
Näheres darüber in meinem Buch: Tote und lebendige Wissenschaft, 3. Aufl.,
Jena 1929, S. 81—141 (jetzt: 5. Aufl., Graz 1967, S. 83 ff. = Gesamtausgabe
Othmar Spann, Bd 6).