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göttlichen Mächte. Die G ö t t e r w e r d e n v e r s i n n l i c h t ,

n i c h t d a s s i n n l i c h e D i n g v e r g ö t t l i c h t

1

. In diesem

Gedanken ist die Widerlegung jeder Art von „Anthropomorphis-

mus“ enthalten. Sei die Vorstellung von Gott auch noch so kind-

lich — nicht Gott ist anthropomorph zu verstehen, sondern der

Mensch theomorph. Jede Gottesvorstellung stellt Gott stets t r o t z

der anthropomorphen Bestandteile als Gott vor, niemals durch sie!

Damit sind wir bereits bei der Darstellung der nichtempiristischen

Religionsauffassung angelangt.

IV.

Das Wesen der Religion

nach universalistischer und nichtempiristischer Auffassung

„Das eigentliche, einzige und tiefste Thema der

Welt- und Menschengeschichte, dem alle übrigen

untergeordnet sind, bleibt der Konflikt des Un-

glaubens und des Glaubens. Alle Epochen, in wel-

chen der Glaube herrscht, in welcher Gestalt er

auch wolle, sind glänzend, herzerhebend und

fruchtbar für Mit- und Nachwelt. Alle Epochen, in

welchen der Unglaube, in welcher Form es sei,

einen kümmerlichen Sieg behauptet..., verschwin-

den vor der Nachwelt, weil sich niemand gerne mit

Erkenntnis des Unfruchtbaren abquälen mag.“

Goethe

2

Die universalistische Betrachtung der Religion geht von ihr als

überindividueller Gegebenheit, als einem objektiven Geiste aus. Das

nichtempiristische Verständnis ihrer Inhalte geht vom Übersinn-

lichen als der Urtatsache geschichtlichen, gesellschaftlichen und in-

dividuellen Lebens aus. Sie sieht daher in der Religion einen solchen

Bestandteil des menschlichen Gemeinschaftslebens (wie des subjekti-

ven Erlebens des Einzelnen), welchem begriffsgemäß die Anfangs-

stellung, der V o r r a n g zukommt, welcher daher grundlegende

Bedeutung und Allgemeingültigkeit überall behauptet. Denn eine

Religion, die nicht sinngemäß, begriffsgemäß das herrschende, be-

1

Vgl. Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling: Sämtliche Werke, Abteilung

II, Bd 2: Philosophie der Mythologie, Stuttgart 1856, S. 120 ff., 161 ff. und 172;

dazu Kuno Fischer: Geschichte der neueren Philosophie, Bd 7: Schelling, 3. Aufl.,

Heidelberg 1902, S. 746. — Ähnlich die ganze Romantik und der ganze deutsche

Idealismus, ganz besonders Franz von Baader.

2

Noten und Abhandlungen zum Westöstlichen Diwan.