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fängt mit sich selber an.“

2

— Von dem Standpunkt des objektiven

Idealismus aus, den auch der Verfasser dieser Zeilen teilt, erscheint

aber die Religion nicht bloß und nicht eigentlich als ein „Apriori“.

Einmal da das religiöse Apriori durchaus zentral, dadurch als die

Quelle aller andern Apriori gedacht werden muß — also schon

mehr als ein gewöhnliches Apriori ist; dann s o f e r n d e r B e -

g r i f f d e s „ A p r i o r i “ s t e t s e t w a s S u b j e k t i v i s t i -

s c h e s b e i b e h ä l t .

Der Standpunkt des Universalismus (der Ganzheitsauffassung)

dagegen, ebenso wie der des objektiven Idealismus, verlangt gleich-

mäßig eine überindividuelle, o n t o l o g i s c h e Betrachtung der

Religion, die zu ergänzen ist durch eine individuelle, s u b j e k -

t i v e . Ontologisch- und geschichtlich-gesellschaftlich, sozusagen

von o b e n h e r a b betrachtet, ist Religion die Wirksamkeit und

Gegenwart der übersinnlichen Welt in der Gemeinschaft und Ge-

schichte, ist sie der tiefste Grund, auf dem das Geistesleben der

Gemeinschaft und ihrer Glieder, der Einzelnen, aufbaut. Geht man

vom e i n z e l n e n M e n s c h e n aus (das heißt von u n t e n

h i n a u f , s u b j e k t i v betrachtet), dann ist Religion das Er-

l e b n i s des Übersinnlichen durch den Einzelnen. Man darf aber

nicht vergessen, daß das „Erlebnis“ des Einzelnen nichts bloß Sub-

jektives, sondern der A u s d r u c k d e s E n t h a l t e n s e i n s

d e s E i n z e l g e i s t e s i m H ö h e r e n i s t , d e r B e f a ß t -

h e i t d e s E n d l i c h e n i m U n e n d l i c h e n , des Einzelnen

in einer Welt. — Diese unsere Begriffsbestimmung der Religion geht

von dem ganzheitlichen Verfahren aus und entspricht dem Glau-

bensbegriffe Meister Eckeharts

3

. Jedoch faßt sie nicht die theolo-

gische, sondern die soziologische Seite ins Auge.

Das religiöse Erlebnis selbst können wir wie viele vor uns als

„Andacht“ im weitesten Sinne bestimmen, die aber wieder im wei-

testen Sinne des Wortes auch als „Glaube“ zu bezeichnen ist. „An-

dacht“ darf indessen nicht als bloßes Gefühl verstanden werden,

1

Rudolf Otto: Das Heilige, Über das Irrationale in der Idee des Göttlichen

und sein Verhältnis zum Rationalen, 1. Aufl., Breslau 1917, S. 136 und 140.

2

Vgl. die „Pneumatologie“ in meinem Buch: Der Schöpfungsgang des Geistes,

Jena 1928, S. 205 ff. (jetzt: 2. Aufl., Graz 1969, S. 187 ff. = Gesamtausgabe

Othmar Spann, Bd 10).