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geleitetes und vermittelndes System. In dieser Hinsicht setzt es die

Aufgaben des Knochensystems fort. Die Bänder und Sehnen gehören

dazu. Es stellt sich dar in Unterteilung als willkürliches und unwill-

kürliches Muskelsystem. Die besonders innige Verbindung des

Muskelsystems mit den motorischen Nerven wird von den letzte-

ren aus leicht begreiflich.

C.

Das N e r v e n s y s t e m

Die Nerven sind keine einheitlichen Leistungsträger. Außer der

sensiblen und motorischen Leistung schreibt man ihnen noch die

„Koordination“ und „Regulation“ zu, Begriffe, die selber wieder

mehrdeutig sind.

Wesentlich ist nun für unseren Standpunkt, daß das ursprüng-

liche Leistungssystem auch ohne die Nervenleistung in s i c h g e -

s c h l o s s e n ist. Denn bei den einzelligen Lebewesen, den Pro-

tozoen, gibt es keine Nerven, sondern die Fähigkeit der Reizauf-

nahme und Reizleitung ist dem gesamten Protoplasma eigen. D i e

R e i z b a r k e i t b l e i b t a b e r d e m P r o t o p l a s m a a u c h

i m h ö h e r e n O r g a n i s m u s e r h a l t e n ; in den Elemen-

ten des Nervensystems kommt es jedoch zu besonderer Ausbildung.

Diese Überlegung macht es deutlich, daß wir es in den (nicht sen-

siblen) Nervenleistungen mit dem Ergebnis einer Sonderbildung,

Spezialisierung zu tun haben, welche zu den primären Leistungen

hinzukommt, diese voraussetzt.

Eine über die Spezialisierung grundsätzlich hinausgehende Be-

deutung erhält das Nervensystem allerdings dadurch, daß es Basis

und Bestandteil der Sinnesorgane wird — einer höheren Ebene

organischen Lebens, jener Ebene, welche die Brücke zum Empfin-

dungsleben bildet. Auf der rein materiell-organischen Lebensebene

aber ist das Nervensystem nicht ursprünglich, nicht primär, denn

sowohl in Bewegung wie Stoffwechsel liegt jene Reizaufnahme und

Beantwortung beschlossen, die dem L e b e n ü b e r h a u p t

e i g e n i s t , das heißt dem Protoplasma aller Zellen ursprünglich

zukommt.

Man pflegt heute das Nervensystem den übrigen Leistungs-

systemen voranzustellen, das heißt in ganzheitlicher Terminologie,

ihm den unbedingten Vorrang (Primat) unter den Leistungs-