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und Lösungsempfindungen der Muskel und Gelenke, wobei eben-
falls alle anderen Sinne beteiligt sind;
1.
die Berührung wird hauptsächlich vom Tastsinne begleitet,
der unmittelbar mit dem Druck-, Wärme- und Muskelsinn ver-
bunden ist. Auch hier sind die übrigen Empfindungen mitbeteiligt.
Der Geschlechtssinn fällt, als der Gattung zugehörig, aus dieser
Reihe heraus. Er liegt auf einer anderen Ebene und erlangt erst
mittelbar seine allerdings große physiologische Bedeutung.
Es wäre nicht unbegründet, die Sinnesempfindungen auch nach
jenen Teilinhalten zu benennen, denen sie hauptsächlich zugeordnet
sind. Daraus ergäbe sich: ein Verdauungssinn (Geschmack), At-
mungssinn (Geruch), Muskelsinn (Bewegungs- oder Kraftempfin-
dung), Hautsinn (Tast-, Druck- und Wärmesinn). Keiner dieser
Sinne tritt dem Wesen der Sache nach für sich allein in Funktion,
sondern stets wirken alle Sinne zusammen, auch die höheren Sinne,
nämlich Sehen und Hören, die zum Unterschiede von den eben
genannten, die wir daher niedere nennen können, mit bestimmten
materiellen Leistungssystemen im Körper nicht verbunden sind.
Nur das Gehör ist mit einer bestimmten Organgruppe, dem Kehl-
kopf und dem Munde verbunden, doch hat diese Verbindung einen
anderen Sinn als z. B. die von Geschmack und Verdauung, da Kehl-
kopf und Mund vielmehr der H e r v o r b r i n g u n g von Tönen
dienen, nicht dem Leistungsbaue des Organismus.
Im folgenden sehen wir von der Durchführung jener Einteilung
in Verdauungssinn usw. ab und unterscheiden die Sinnesorgane in
der bisher üblichen Weise:
1.
die höheren Sinnesorgane: Sehen und Hören, welche uns in
Licht und Ton eine bestimmte Naturinnerlichkeit vermitteln und
in keinem direkten Verhältnisse zu einem primären Leistungs-
systeme stehen. Der Gesichtssinn ist zugleich der Haupt-Raumsinn,
das Gehör der Hauptzeitsinn (nicht ausschließlich, denn j e d e r
Sinn hat zugleich eine räumliche und zeitliche — nämlich rhyth-
mische — Komponente).
2.
die niederen Sinnesorgane, welche mit den primären Leistungs-
systemen eng verbunden sind, und zwar:
a.
die Geschmacksempfindung mit der Verdauung,
b.
die Geruchsempfindung mit der Atmung,