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dieser dienenden Leistungssysteme und ihrer Gestaltung wird durch
die Stufen inhaltlich nicht um etwas Neues vermehrt. Die Stufen
stellen nur die konkreten Untergliederungen her. Es bleibt immer
bei den genannten ursprünglichen Kommunikationen, sowie ihrer
Vermittlung und Gestaltung.
VI.
Die Sinnesorgane oder die Verbindung mit der Innerlichkeit
der Natur
Ist der Geist der letzte Grund des Organismus, so leuchtet ein,
daß jene Verbindung mit der Natur, welche eine stoffliche Einver-
leibung, oder äußere Berührung oder Raumbewegung in sich
schließt, keineswegs genüge. Soll der Organismus der Weg des Gei-
stes zur Natur sein, so müssen die Stoffe der Natur e m p f u n -
d e n werden.
Wenn wir das so ausdrücken: daß der Geist mittels der sinnlichen
Empfindungen die Innerlichkeit der Natur wahrnehme, an dieser
Innerlichkeit teilnehme, so mag das der heutigen Auffassung, welche
die Natur ohne Innerlichkeit vorstellt und nur als Massenbewe-
gung oder elektrodynamischen Vorgang nimmt, befremdlich er-
scheinen. Aber die Sinnesempfindung ist in Wahrheit nicht nur sub-
jektiv zu nehmen; sie ist keine bloß subjektive Qualität, sondern ist
Teilnahme an einem Objektiven, der Innerlichkeit der Natur selbst,
wie wir an einem anderen Orte näher nachwiesen
1
.
Indessen, wäre dies auch strittig, hier tritt uns jedenfalls die
Grundtatsache entgegen: daß der leibliche Organismus keine Nah-
rungsaufnahme,
Luftaufnahme,
Stoffberührung,
Raumbewegung
ohne Sinnesempfindung vollziehe. Zwar bilden jene Leistungen
ein System, das ohne Eingreifen der Sinnesorgane in s i c h g e -
s c h l o s s e n ist (oder sein könnte); aber die Verbindung des
Organismus mit der stofflichen Natur wird überall von der Sin-
nesempfindung begleitet. Zwar bietet bei Geschmack und Geruch
die Sinnesepfindung eine V o r-Bedingung der Nahrungs- oder
Luftaufnahme dar, aber die betreffenden Leistungen beruhen doch
auf sich selbst.
1
Vgl. mein Buch: Naturphilosophie, Jena 1937, S. 262 ff. (2. Aufl., Graz
1963, S. 232 ff. = Gesamtausgabe Othmar Spann, Bd 15).