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stofflichen Natur, das Atmungs-, Blut- und Sekretionssystem der

Verbindung mit der ätherischen Natur, das Geschlechtssystem jener

mit der Gattung diene; daß diesen allen das System der Sinnes-

organe vorgeordnet sei, — dann sind die höheren geistigen Ver-

mögen des Menschen, jene, die in Kunst, Wissenschaft, Religion,

Staat und geistiger Gemeinschaft zur Erscheinung kommen, beim

Aufbaue des Organismus nicht beteiligt.

Es gibt keine physiologische Elementarleistung und kein diese

Leistung ausübendes Organ, welches dem Denken, künstlerischen

Gestalten, Wollen, geistigen Lieben oder dem Religiös-Metaphy-

sischen des Geistes diente. Wir suchen vergebens nach unmittel-

baren Entsprechungen des Glaubens, Liebens, Denkens, Gestaltens,

Wollens in der Ausgliederung unseres leiblichen Organismus.

Die Geistesferne des leiblichen Organismus wird uns verständlich,

wenn wir an das Wesen, den Sinn der Darstellung des Geistes im

Körper denken: dieser Sinn ist nur die Verbindung des Geistes

v e r m i t t e l s t des Organismus mit der Natur, nicht aber der

einer Selbstdarstellung des Geistes im Körper, nicht der, unmittel-

bare Entsprechungen des Geistes im Leibe aufzubauen. Der Sinn

der Verleiblichung ist gar nicht der Leib selbst, sondern ist, ein

Verbindungsinstrument zu schaffen, gleichwie derjenige, der in die

Ferne will, eine Lokomotive baut. Der Geist kann nicht wie ein

Badender in einem Fluß untertauchen — er muß, um in der Natur

unterzutauchen, in ihr Getriebe verwickelt zu werden, sich eines

vermittelnden, verbindenden Gebildes bedienen, da er selbst nicht

materiell ist. Und eben das ist der leibliche Organismus mit seinem

Stoffwechsel und seiner Sinnlichkeit.

Das ist der Kernpunkt des Verhältnisses von Geist und Materie.

Der G e i s t s e l b s t s t e h t v i e l z u h o c h , als daß

seine arteigenen Tätigkeiten: religiös-metaphysisches Innewerden,

geistiges Lieben, intuitives und reflexives Denken, künstlerisches Ge-

stalten und Wollen eine unmittelbare Abspiegelung und Entspre-

chung in arteigenen Organen des Leibes finden könnten.

Was daraus folgt, ist nichts Geringeres, als daß der Geist alles

rein Geistige ohne spezifische Organe hervorbringt. A l l e s r e i n

G e i s t i g e i s t i n d i e s e m S i n n e g r u n d s ä t z l i c h

l e i b f r e i , i s t e i g e n e , s c h ö p f e r i s c h e T a t d e s

G e i s t e s .