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gerechnet, eben je nach der Umtriebszeit etwa nach einer Zeit von
wenigen Wochen bis zu einem halben Jahr; bei den meisten industriellen
Gütern dürfte, nach der Laufzeit der Wechsel zu schließen, eine mittlere
Umsatzperiode von drei Monaten anzunehmen sein; zweitens, innerhalb
so kurzer Fristen kann jedenfalls stets nur eine kleine Minderheit von
Produkten Verbilligungen (mit darauffolgenden Bedarfserhöhungen)
erfahren, wogegen die Mehrheit unverändert bleibt. Daraus folgt aber:
eine M i n d e r h e i t v o n P r o d u k t e n w i r d b i l l i g e r ,
e i n e M e h r h e i t t e u r e r . Oder von anderer Seite gesehen: Die
M e h r h e i t der Waren ist es, die nun von der (verbilligten) Minderheit
teurer (eben kraft deren geringeren Tauschfähigkeit) gekauft werden muß.
Der Begriff der „Mehrheit“ oder „Minderheit“ bemißt sich dabei nicht
mechanisch nach Menge und Gewicht, sondern nach der sozusagen
budgetmäßigen Bedeutung, welche ein Warenposten (bei gegebenem
Preisstand) im Rahmen des Gesamtverbrauches einer Volkswirtschaft
besitzt. Der Teuerung der Mehrheit der Produkte steht also nur eine
Verbilligung der Minderheit gegenüber und das Gesamtpreisniveau steigt.
Praktisch leuchtet diese Verschiebung durchaus ein: Die agrarischen
Produzenten z. B. haben nach der Verbilligung von Tuch, Eisen usw. in
ihren eigenen Waren Tauschgüter von größerer Tauschkraft zur Hand, als
vorher. Die wirkliche Verbilligung des kleineren Teiles bedeutet eben
automatisch die vergleichsweise, relative, nominelle Verteuerung des
größeren.
Schon Adam S m i t h hat die fortschreitende Verbilligung der
Industrieprodukte in ihrer Bedeutung für die Verschiebung der Kaufkraft
der Gütergruppen ins Auge gefaßt, allerdings mehr als Verschiebung der
Realeinkommen, denn als rechnerische Preisverschiebung. Er sagt
hierüber:
„Alle jene Verbesserungen in den Produktivkräften der Arbeit, die
unmittelbar dahin führen, den Realpreis der Manufakturwaren zu
erniedrigen, führen mittelbar dahin, die reale Grundrente zu erhöhen. Der
Grundeigentümer vertauscht denjenigen Teil seines Rohproduktes, den er
zu seiner eigenen Konsumtion nicht nötig hat, oder, was auf dasselbe
hinausläuft, den Preis dieses Teiles, gegen Manufakturerzeugnisse. Alles
was den Realpreis der letzteren erniedrigt, erhöht den der ersteren. Die
gleiche Quantität der ersteren wird dadurch ebensoviel wert als eine
größere Quantität der