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die Mehrheit der Waren sich durch Kostenerhöhung verteuert. Dann
erfolgt sowohl zahlenmäßig wie der objektiven Knappheit nach eine
e c h t e Teuerung aus allgemeinem Mangel, die Verteuerung der
Mehrheit der Waren bleibt aufrecht und bewirkt umgekehrt nur eine
Verbilligung der Minderheit durch jene automatisch eintretende relative
Uberflüssigkeit, die wir bisher betrachtet haben. Solche Fälle treten ein in
Zeiten objektiver Not an vielen Gütern, z. B. bei Belagerungen, großem
Produktionsausfall während Kriegen in Verbindung mit Mißernten, nach
Seuchen, die Mangel an Arbeitskräften bewirken und anderen Fällen, in
denen die Teuerung gleichbedeutend ist mit durchgängigem wirklichen
Gütermangel.
8.
Noch ergibt sich ein Bedenken. Wenn Verbilligung von Waren
Verteuerung aller anderen bedeutet, muß umgekehrt Verteuerung
einzelner Gruppen, die Verbilligung aller anderen bedeuten. Wie
verhalten sich diese Vorgänge? Zur völligen Klarstellung der Verhältnisse
ist es nötig, auch die Bedeutung der Kostenerhöhungen in den
volkswirtschaftlichen Entwicklungsvorgängen ins Auge zu fassen.
Kostenerhöhungen sind, wie wir früher sahen, bei landwirtschaftlichen
Produkten, Rohstoffen und Bodennutzungen reichlich gegeben. Deren
Verteuerung aber bewirkt Verbilligung der anderen Waren. Denn nun
erhalten eben die verteuerten Produkte größere Kaufkraft, die nicht
verteuerte Mehrheit wird an ihnen gemessen billiger, relativ wertloser,
weil sie im Rahmen der Gesamtversorgung der Volkswirtschaft jetzt relativ
reichlicher vorhanden ist, die verteuerte Minderheit aber knapper. Es ist
nun klar, daß diese Kostenerhöhung nur bremsend, ab s c h w ä c h e n d
wirkt, wenn sie den Kostenminderungen nachsteht. Wenn sie in einem
gegebenen Zeitraum größer ist als die Kostenminderungen, dann tritt eben
das
Umgekehrte
ein:
eine
T e u e r u n g
g e w i s s e r
W a r e n g r u p p e n k o m m t z u r G e l t u n g u n d b e w i r k t
V e r b i l l i g u n g d e r W a r e n . So steht es z. B. auch wirklich im
Fall einer Mißernte in einer geschlossenen Volkswirtschaft, wo die
deutlich empfundene Verteuerung der landwirtschaftlichen Produkte die
relative Uberflüssigkeit der gewerblichen Produkte bewirkt. Die Kaufkraft
muß sich vorzugsweise agrarischen Gütern zuwenden, die übrigen
Erzeugnisse erfahren dadurch eine gewisse Entwertung, was in schlechtem
Geschäftsgang und gedrückten Preisen der Industrie
25 Wirtschaft und Gesellschaft