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Nach auslegender und abstufender Ebenbildlichkeit ist das Glied

fortschreitende Enthüllung des höheren Ganzen, ist es n a t u r a

n a t u r a t a ; nach lebendigmachender Ebenbildlichkeit ist es selbst

mit Eigenleben begabt, schaffend, sich selber darstellend, n a t u r a

n a t u r a n s .

B . W i l l e n s f r e i h e i t

Die Kategorie des Eigenlebens schließt in sich, daß die Ausglie-

derungskraft des Ganzen in keinem seiner Organe dieselbe, sondern

stets eine a r t e i g e n e ist. Man darf sagen, daß sich von hier aus

auf die uralte Frage der Willensfreiheit und der Freiheit überhaupt

(gegenüber Kausalität und jeder Art von eindeutiger Festgelegtheit)

ein besonderer Blick eröffnet.

Es ist nicht unsere Absicht, an dieser Stelle die Frage der Willens-

freiheit aufzuwerfen, doch muß mit wenigen Worten auf die be-

sondere Fassung eingegangen werden, die sich für sie im Rahmen

der Weise der Ebenbildlichkeit ergibt.

Im Begriff des Gliedes und seines Eigenlebens liegt von Anbeginn

eine gewisse Selbständigkeit, welche wir z u g e w i e s e n e o d e r

d e l e g i e r t e nennen können. Diese Selbständigkeit kann aber

gerade als zugewiesene nur eine verhältnismäßige sein. Insofern das

Glied nur in seiner Weise, arteigen, die Ganzheit darstellt, hat es

auch nur in seiner Weise die Natur und damit die Ausgliederungs-

fähigkeit oder „Freiheit“ des Ganzen. A b h ä n g i g k e i t u n d

F r e i h e i t

s i n d

i n

d i e s e m

V e r h ä l t n i s

k e i n e

W i d e r s p r ü c h e , s o n d e r n n o t w e n d i g e E r g ä n z u n - /

g e n , u n e n t b e h r l i c h e G e g e n s e i t i g k e i t e n ! Es ist

begreiflich, daß das moderne naturwissenschaftliche Denken, weil

es nur mechanische Abhängigkeit, „geschlossene Naturursächlich-

keit“ kennt, diese Gegenseitigkeit nicht versteht und darum Ab-

hängigkeit und Freiheit schlechthin als Widersprüche auffaßt. In

Wahrheit kann jedes Glied nur im R a h m e n seiner Artung

(seines Teilganzen) und seiner Stufe, das heißt eben: nur im Rahmen

der Abhängigkeit auch Freiheit, Selbständigkeit haben.

Weil Freiheit eine zugewiesene ist, ist sie nach Maßgabe der

Gliedlichkeit gesetzt. „Nach Maßgabe der Gliedlichkeit“ heißt nun:

sie ist