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197

Endlich kann die Zeit eben darum, weil sie von einem Zeitlosen

ausgeht, selbst nur etwas Ganzes, Abgeschlossenes, Gestaltetes sein,

keine Entwicklung ins Unendliche, keine Gestaltlosigkeit! Die

organische Zeit ist gestaltete Zeit: Gliederung der Zeit statt angeb-

licher „Relativität“, das heißt Gestaltlosigkeit, Ungegliedertheit.

Hiermit ist auch der schon oben

1

erwähnte Begriff der

Entsprechung

in der

Zeit

genügend geklärt. Sie ist die Entsprechung der Ganzheitszustände in ver-

schiedenen Entfaltungsstadien, die sinnvolle Bezugnahme der Ganzheitszustände

aufeinander in verschiedenen Stadien. Die Entsprechung in der Zeit reicht nicht

bloß von Augenblick zu Augenblick, sondern sie reicht durchgängig vom ersten

Ausgliederungsschritt der Ganzheit bis zum letzten und mittelbar von den fernsten

Vergangenheiten in die fernste Zukunft.

Zusatz über das Verhältnis von Ontologie und Geschichtsphilosophie

Wenn die Lehre von den Urweisen des Seins Ontologie ist, das reale Sein

aber durchaus die Weise der Umgliederung hat, so wird sie damit notwendig zur

Geschichtsphilosophie. A l l e K a t e g o r i e n l e h r e m ü n d e t i n d i e A u f -

g a b e e i n e r G e s c h i c h t s p h i l o s o p h i e

2

.

§ 20. Die Ebenbildlichkeit in der Zeit

(Abstammung, Artbeständigkeit, Kreislauf, Zeitstufe, Jung-

geburt und Schicksal)

Lehrsatz 10: Die Umgliederung hat die Weise der Umgliede-

rungsordnung, und zwar: als Gründung und Entfaltung; ferner

die Weise der Ebenbildlichkeit in der Zeit, und zwar: als aus-

legende Ebenbildlichkeit die Weise der Abstammung und Art-

beständigkeit, als abstufende Ebenbildlichkeit die Weise von

Zeitstufe, Kreislauf und Junggeburt, als lebendigmachende

Ebenbildlichkeit die Weise des Eigenlebens des Gliedes in der

Zeit oder des Schicksals

Der Begriff von Gründung und Entfaltung als abgeleitete Kate-

gorie der Umgliederung wurde schon entwickelt

3

.

1

Siehe S. 180.

2

Über die gesamten Fragen der Umgliederung vgl. noch weiter die §§ über

„Schicksal“ (§ 20, III, S. 205 ff.), über „Eingliederung“ (§ 26, S. 238 ff.), „Ge-

zweiung“ (§ 27, II, S. 257 ff.) und „Persönlichkeit“ (§ 29, S. 266 f.); ferner mein

Buch: Geschichtsphilosophie, Jena 1932 (= Ergänzungsbände zur Sammlung

Herdflamme, Bd 5).

3

Siehe oben S. 185.