42
dieses zweiten Elementes ist nun das Wirtschaftliche einerseits und
der gesellschaftliche Zusammenschluß andererseits.
Wie wir schon oben bei Karl Dietzel, der ja nur Stein gefolgt ist,
bemerkt haben und, wie wir später noch nachweisen werden, ist
dieser Gedankengang durchaus d i a l e k t i s c h e r Natur. Auch
die vorgeführte Problementwicklung zeigt, daß hier, eben infolge
des dialektischen Aufbaues, eine vollständige Klarheit über die in-
neren und erkenntnistheoretischen Gründe, die das Problem setzen,
nicht vorhanden ist; immerhin aber liegt der Sachverhalt so, daß
wegen der i n n e r e n B e z i e h u n g e n der Erscheinung des Staa-
tes zu den anderen Erscheinungen des Gemeinschaftslebens, wegen
des Eingeordnetseins in den inneren Zusammenhang, wegen seiner
Eigenschaft ein Abstraktum, ein Teilinhalt in diesem Sinne zu sein,
die Aufgabe entsteht, das Verhältnis dieser Erscheinungskreise zu-
einander zu bestimmen. Es handelt sich also bei Stein um eine Ab-
leitung der Teilinhalte zum Zwecke der Bestimmung ihres prinzi-
piellen Verhältnisses zueinander. Somit ist bei Stein eine klare und
richtige Problematisation dennoch, wenn auch durch die Dialektik
in der Begründung verdeckt, vorhanden. Die e r k e n n t n i s -
t h e o r e t i s c h e n V o r a u s s e t z u n g e n aber für die erfor-
derte isolierende Abstraktion (von Teilinhalten), wie wir sie bei
Menger entwickelt fanden, fehlten bei Stein gleichwie bei Karl
Dietzel und Robert von Mohl allerdings ganz. Dies ist vielleicht der
letzte innere Grund des Scheiterns des ganzen Versuches, wie wir
noch bei der späteren Untersuchung der Lösung selbst sehen wer-
den.
In der V ö l k e r p s y c h o l o g i e sind M o r i t z L a z a r u s
u n d H e y m a n n S t e i n t h a l von dem Begriffe des V o l k s -
g e i s t e s ausgegangen. Dieser stellt allerdings schließlich ein sozia-
les Phänomen dar, und in der Tat liegt daher grundsätzlich das Pro-
blem der Bestimmung seines Verhältnisses zu den übrigen gesell-
schaftlichen Erscheinungsarten vor. Aber Lazarus und Steinthal ge-
langten zu dieser Problemstellung nicht. Wohl hauptsächlich deshalb
nicht, weil sie den Begriff des Volksgeistes ganz nach der Analogie
des individualen Seelenbegriffs konstruierten, so daß sie ihn in allen
gesellschaftlichen Gebilden enthalten sahen. Wegen dieser grundsätz-