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zum Gegenstande haben. Die Geisteswissenschaften bilden den Na-

turwissenschaften gegenüber ein selbständiges Ganzes. Der Beweg-

grund dieser Absonderung reicht in die Tiefe und Totalität des

menschlichen S e l b s t b e w u ß t s e i n s zurück, worin der Mensch

in der Souveränität des Willens, in dem „Vermögen, alles dem Ge-

danken zu unterwerfen und allem innerhalb der Burgfreiheit seiner

Person zu widerstehen“, eine Tatsache vorfindet, durch welche er

sich von der ganzen Natur absondert

1

. Vom Standpunkte der i n -

n e r e n E r f a h r u n g , die so einem ä u ß e r e n E r f a h r e n

(dem mechanischen Naturzusammenhange) gegenübergestellt wird,

steht die gesamte Außenwelt unter der Bedingung des Bewußtseins

und ist sonach von diesem abhängig. Vom Standpunkte der äußeren

Erfahrung hingegen bietet sich ein Abhängigkeitsverhältnis des Gei-

stigen vom Naturzusammenhange dar, und zwar derartig, daß „der

allgemeine Naturzusammenhang diejenigen materiellen Tatbestände

und Veränderungen ursächlich bedingt, welche für uns regelmäßig

und ohne eine weitere erkennbare Vermittlung mit geistigen Tat-

beständen und Veränderungen verbunden sind“

2

. Auf dieses Ver-

bundensein des Geistigen mit dem Körperlichen ist das Kausalver-

hältnis nicht anwendbar.

Diesem Standpunkte gemäß muß die Geisteswissenschaft in wei-

tem Umfange Naturerkenntnis in sich schließen. Die G r u n d -

l a g e d e r G e i s t e s w i s s e n s c h a f t e n bildet daher die Er-

kenntnis der im Naturzusammenhange liegenden Bedingungen

ihrer Objekte, somit alle Wissenschaft von der organischen und an-

organischen Natur. Und das entsprechend einer z w e i f a c h e n

A b h ä n g i g k e i t d e s M e n s c h e n v o n d e r N a t u r :

diese bildet nämlich einmal insofern ein System von Ursachen der

geschichtlich-gesellschaftlichen Wirklichkeit, als materielle Tat-

bestände an die geistigen Tatbestände geknüpft erscheinen, nur in-

nerhalb eines bestimmten Naturzusammenhanges auftreten, als also

das Nervensystem Einwirkungen (Veränderungen) empfängt; so-

dann bildet die Natur auch insofern ein System von Ursachen, als

die Rückwirkung des Menschen auf die Natur, sein H a n d e l n ,

1

Wilhelm Dilthey: Einführung in die Geisteswissenschaft, Versuch einer

Grundlegung für das Studium der Gesellschaft und Geschichte, Bd 1 (einziger

Band), Leipzig 1883, S. 7.

2

Wilhelm Dilthey: Einführung in die Geisteswissenschaft, a. a. O., S. 20.