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lich die Coincidentia oppositorum des Nicolaus Cusanus

1

). Der

Gegensatz in dieser Einheit wirkt nach Schelling und Hegel „dialek-

tisch“, wirkt als fruchtbarer Widerspruch. Er treibt als solcher die

ganze Welt aus sich hervor. / In Schellings Naturphilosophie sollte

dieses Hervortreten durch die Spannung der „Potenzen“ im Sein, in

Hegels Dialektik sollte dieses Hervortreiben der Welt als in l o g i -

s c h e n Gegensätzen geschehend dargestellt werden.

Ergebnis

Die Aufstellungen Platons und Aristoteles’ stimmen nicht nur in

ihrem Abzielen, den Kampf gleichermaßen gegen die Eleaten wie

gegen Heraklit zu führen, überein; sie stimmen auch in ihren Be-

griffsgestaltungen im Tiefsten überein, da sie beide ein höheres Sein

(Idee, Form) von einem niederen Sein (Sinnlichkeit, die Welt als

Form und Stoff) scheiden, um sowohl das Sein wie das Werden zu

retten; jenes aber erkennen sie als einer höheren Ordnung, dieses

als einer niederen Ordnung angehörig. Das ist der ontologische Sinn

ihrer Lehre.

Diese Aufstellungen der Platonisch-Aristotelischen Lehre schlie-

ßen eine so gewaltige Denkarbeit in sich, daß keine tief gedachte

Philosophie der Folgezeit, einschließlich jener Kantens, Schellings,

Hegels und Baaders, es vermochte, an ihnen vorüberzugehen. Wer

diese Aufstellungen nicht brauchen kann, wie die Empiristen oder

auch die Neukantianer und andere heutige Schulen, beweist nur, daß

er an die letzten Fragen des Seinsbegriffes gar nicht herankam, daß

er den Schwierigkeiten der Aufgabe nicht gewachsen ist.

Bei aller Würdigung der unvergänglichen Leistung der Antike

konnte es aber doch dabei sein Bewenden nicht haben. Daß die pla-

tonisch-aristotelische Auflösung des eleatisch-heraklitischen Wider-

streites durchaus nicht genügte, läßt schon die Geschichte der Philo-

1

Nicolaus Cusanus: De docta ignorantia, deutsch von Alexander Schmid un-

ter dem Titel: Vom Wissen des Nichtwissens, Hellerau 1919. — Verwandt damit

ist Meister

Eckeharts Lehre von der Überwesentlichkeit

Gottes. Vgl.

Meister Eckhart, herausgegeben von Franz Pfeiffer, Leipzig 1857, 136, 23; 268;

390, 30 und öfter. — Vgl. auch Joseph Bach: Meister Eckhart, der Vater der

deutschen Speculation, Wien 1864, S. 65 ff.; Otto Karrer: Meister Eckehart, Das

System seiner religiösen Lehre und Lebensweisheit, München 1926, S. 61 ff. und

öfter.