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bestimmt diese ihrerseits wieder. Umgekehrt erhellt daraus, daß die
Kategorien nicht aus einem nackten Begriffe des Seins abgeleitet
werden können.
Bevor wir daher in der Seinslehre fortschreiten, haben wir die
Kategorien oder Urweisen des Seins darzustellen. Da der Verfasser
dies in einem eigenen Buche versuchte
1
, muß es genügen, hier in
einem kürzesten Abrisse das Wesentlichste zu entwickeln und für
alles Nähere dorthin zu verweisen.
I.
Erklärung des Begriffes der Ganzheit im allgemeinen
Alles Sein ist nach ganzheitlicher Art. Das Wesen der Ganzheit
erklären wir zunächst im allgemeinen, ohne schon jetzt auf die
Kategorien einzugehen, durch die folgenden vier Sätze:
Das Ganze als solches hat kein Dasein (1); es wird in den Glie-
dern geboren (2); darum ist es vor den Gliedern (3); es geht in den
Gliedern nicht unter (4).
Den ersten und zweiten Satz erklären wir gemeinsam: Das Ganze
als s o l c h e s erscheint sinnfällig niemals. Sehen wir uns bei den
Ganzheiten verschiedenster Art um, so bestätigt es sich überall: Der
Staat als solcher ist nicht zu finden; die Kirche als solche ist nicht zu
finden; die Seele als solche (außerhalb der Gedanken) ist nicht zu
finden (eine Seele, die nicht denkt, ist / keine; die Sprache als solche
ist nicht zu finden; der Organismus als solcher ist nicht zu finden
(man sieht nur alle Glieder, den Organismus als solchen sieht man
nicht). Dagegen finden wir überall die Glieder: die einzelnen Staats-
bürger oder Beamten; die einzelnen Gläubigen und Priester; die
einzelnen Seelenregungen, wie Gedanken, sinnliche Empfindungen;
die einzelnen Worte; die einzelnen Organe, zum Beispiel das Herz,
zuletzt die Zelle. Wohl wird das Ganze erkannt und erblickt, aber
nicht unmittelbar, nicht als s o l c h e s , sondern mittelbar: durch
die Glieder, zum Beispiel der Charakter durch die Handlungen. Das
Wesentliche ist: daß die Einzelwesen — Bürger, Gläubige, Ge-
danken, Worte, Zellen — nicht schlechthin einzeln sind (eine ent-
scheidende Erkenntnis!), daß sie für sich selbst unmöglich sind (nicht
1
Kategorienlehre, 2. Aufl., Jena 1939.