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Zum dritten Satz: „Das Ganze ist logisch vor den Gliedern“. Diese
schon Aristotelische Wahrheit leuchtet daraus ein, daß die Glieder
begriffsgemäß stets nur Darstellungen der Ganzheit, Darstellungen
ihres Wesens sind. Die Bürger bringen den Staat, die Wörter brin-
gen die Sprache, die Organe den Organismus zur Darstellung. Und
zwar vermögen dies die einzelnen Glieder nur in beschränkter
Weise: Der Bürger, der Beamte, der Minister, der König, sie alle
sind nur in beschränkter, arteigener Weise Glieder des Staates, stel-
len ihn nur in beschränkter, arteigener Weise dar. Dasselbe leuchtet
von den Wörtern, den Organen und so fort ein. Alle Glieder sind
darum notwendig ihrem Gesamtganzen, sei es der „Staat“, sei es die
„Sprache“ und so weiter nachgeordnet, das Gesamtganze „Staat“, /
„Sprache“ ist ihnen vorgeordnet, ist ihr logisches Prius. Das Ganze
ist logisch vor den Gliedern.
Zum vierten Satz: „Das Ganze geht in den Gliedern nicht unter“.
Dieser Satz ist von entscheidender Bedeutung. Er bewahrt die Ganz-
heitslehre vor dem P a n t h e i s m u s als vor jener Ansicht, wo-
nach jedes setzende, schöpferische Wesen in seinem Geschöpfe, zu-
letzt Gott in der Welt, unterginge. Solcherart ist aber nie und nim-
mer das wahre Verhältnis der Ganzheit zu ihren Gliedern. Die
Ganzheit fließt in ihren Gliedern nicht aus, sie emaniert nicht, sie
bleibt bei sich selbst trotz aller Ausgliederung. Wir sehen das hand-
greiflich bei allen Ganzheiten unserer Erfahrung. Der Staat geht in
seinen Bürgern, die Kirche in ihren Gläubigen, die Seele in ihren
Gedanken, die Sprache in ihren Worten, das Leben in den Organen
nicht unter. Oder ein anderes Beispiel: Das d e n k e n d e Ich
spricht den Gedanken aus im W o r t e . Während aber das Wort
ausgesprochen ist, geht der Gedanke in ihm nicht unter, sondern
bleibt trotzdem als Gedanke noch bestehen, er befaßt die Worte,
die Sätze in sich. Das Ganze bleibt im Vorsein, während es sich in
den Gliedern darstellt, es hält die Glieder in sich befaßt.
II. Die Kategorien aus dem Begriffe der Ganzheit
Mit den beiden Sätzen: „Das Ganze stellt sich in den Gliedern
dar“, und „Das Ganze geht in den Gliedern nicht unter“, haben wir
die Grundlagen für das Gebäude der Kategorien gegeben. Die Kate-