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sophie vermuten, die in diesen Fragen nie ganz zur Ruhe kam. Vor

allem aber zeigt es eine nähere Prüfung der Begriffe selbst.

S o l a n g e d i e e l e a t i s c h - h e r a k l i t i s c h e n G r u n d -

b e s t i m m u n g e n :

„ S e i n i s t d a s i n s i c h s e l b s t

B e r u h e n d e “ , / „ W e r d e n i s t V e r ä n d e r u n g “ , a u f -

r e c h t e r h a l t e n b l e i b e n , s o l a n g e i s t e i n e L ö -

s u n g d e s W i d e r s p r u c h e s n i c h t m ö g l i c h . Sowohl

Platon wie Aristoteles hielten aber diese Bestimmungen aufrecht:

die platonische „Idee“ ist in sich selbst wandellos, die aristotelische

„Form“ ist es ebenso; das Sich-Darstellen der platonischen „Idee“

in der Sinnenwelt, das Wirklich-Werden der aristotelischen „Form“

in der Materie (durch die „Bewegung“) bedeutet die Veränderung

a n einem bleibenden Seienden dadurch, daß ein irgendwie Nicht-

Seiendes, nämlich die Sinnlichkeit, der Stoff

(ϋλη,

erleidende Mög-

lichkeit,

μη όν)

dem wahrhaft Seienden beigemischt wird.

Auch bei Schelling und Hegel bleiben diese Bestimmungen trotz des Identi-

tätsgedankens und der daraus geschöpften Widerspruchslehre, der „dialektischen

Methode“, am Grunde

1

. Daher wird in der Folge eine eigene Behandlung ihrer

Seinslehre nicht stattfinden.

Beide Grundbestimmungen können aber nicht als haltbar aner-

kannt werden. Im Laufe unserer Untersuchungen werden wir zei-

gen: daß das Seiende nicht durchaus als ein unveränderliches, be-

harrendes, teilloses, einfaches aufzufassen ist; und daß demgemäß

auch das „Werden“ nicht als schlechthinnige Veränderung und ins-

besondere auch nicht als Veränderung a n einem Erleidenden (Wir-

ken der „Idee“ oder „Form“ am Stoffe) und in diesem Sinne an

einem Seienden zu denken ist.

Der Begriff des Seins als eines in sich Beruhenden und Beharren-

den führt aber gerade zu dem auch in der heutigen Seinslehre, so-

wohl Hegelischer wie neuscholastischer Prägung, noch gültigen Be-

griffe des Seins als eines Einfachen, Unterschiedslosen, ja er ist damit

einerlei. Nur das in sich Beharrende aber ist in sich selbst eins und

teillos und unterschiedslos. Soll der eleatisch-heraklitische Gegen-

satz überwunden werden, so muß der Begriff des Seins als eines

Unterschiedslosen fallen.

1

Siehe oben S. 24 und 31 f.

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