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Wir erfassen den Sinn dieser Begriffsbestimmung vollständig,

wenn wir uns klarmachen, daß die Fassung „Schaffen aus Geschaf-

fenwerden“ nicht umgewandelt werden darf in die Fassung: Schaf-

fen aus G e s c h a f f e n w o r d e n s e i n . Der Unterschied, der

hierin liegt, ist entscheidend. Aus dem Wesen des Schaffens folgt,

daß das Geschöpf nicht zuerst geschaffen wird, / dann schlechthin

da wäre, sein Sein also wie einen sicheren Schatz, wie eine fertige

Mitgift mit bekäme; und daß es daraufhin, also erst hinterdrein,

erst nachträglich, schaffen würde, nach dem Vorbilde, das es vor-

findet. So verhält es sich nicht. Der Schöpfer schafft das Geschöpf

nicht h e u t e , damit dieses m o r g e n selber schaffen könne.

Vielmehr: das G e s c h a f f e n w e r d e n d e s G e s c h ö p f e s

t r i t t n u r d a n n u n d i n s o w e i t i n K r a f t , a l s e s a u f

d i e s e m G r u n d e s e l b e r s c h a f f t . Gott ist ein Gott der

Lebendigen, nicht ein Gott der Toten. Er schafft nur, was sich selber

miterschafft. Nach unserem früheren Beispiele wird dem Kinde das

Vorgesagte nur dann Wirklichkeit, wenn es solches nachsagend oder

wenigstens nachdenkend ergreift — das heißt aber, wenn es sich

nachschaffend verhält (denn „ergreifen“ heißt notwendig irgendwie

„schaffen“); dagegen wird ihm das Vorgesagte keine Wirklichkeit,

wenn es nicht zuhört, nicht aufmerkt, nicht in Gedanken oder

Worten mit- und nachschafft. Das Vorsagen wäre in diesem Fall für

das Kind kein Sein — und darum auch kein Geschaffenwerden.

Gleichwie nach diesem Beispiele, so überall.

Das Geschaffenwerden verleiht also an sich noch keine durchge-

führte Wirklichkeit. Dann allein wird ein Schöpfungsakt für das

Geschöpf vorschaffend, eingebend, wenn es ihn nachschaffend er-

greift. Das Schaffen bleibt dem Geschaffenwerdenden nicht erspart.

Selbstwirksamkeit des Geschöpfes ist nötig, damit es aus dem Ge-

schaffenwerden in das Dasein übergehe. Schaffen ist nötig, damit das

Geschaffenwerden zum Dasein führe. Geschaffenwerden ist nur die

erste Hälfte des In-das-Dasein-Tretens. Nur wenn die Aufgabe er-

griffen und erfüllt wird, ist sie eine Aufgabe, ein Quellbrunnen

des Seins, der zur Entwicklung eines Daseins (Werdens) führt. Wenn

sie nicht beachtet, nicht angenommen, nicht erfüllt wurde, bleibt sie

wesenlos, ohne Wirklichkeit. Dies ist der geistige Sinn des Wortes:

Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt.

/

Nur wer die Gabe annimmt, die ihm geboten wird, der hat sie,