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Gott ist in der Welt, er kann, nachdem er in diese ausfließt, sich
gleichsam mit ihr vereinigte, nirgends anders mehr sein. Ob er aber
dann noch ein Gott ist?
Die ausfließliche oder pantheistische Vorstellung des Schaffens ist
bereits in unserer „Kategorienlehre“ durch den Satz: „Das Ganze
geht in seinen Gliedern nicht unter“, widerlegt worden
1
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Der echte Schöpfungsbegriff läßt aber auch keine mechanische
Trennung des Schöpfers vom Geschöpfe zu. Eine solche will der
D e i s m u s
2
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Es liegt der heutigen, zur mechanischen Auffassung erzogenen
Denkweise immer wieder nahe, das Schaffen deistisch vorzustellen,
nämlich so, als ob der Schöpfer das Geschöpf schüfe und sich dann
von ihm trennte, wie der Uhrmacher von seiner Uhr. Er hätte dann
die Wesen geschaffen, ihnen die Gesetze gegeben, die notwendig
weiterwirken — gleichwie auch die aufgezogene Uhr mechanisch
abläuft. Hinsichtlich des Seinsbegriffes enthält der Deismus ferner
noch die andere Fehlvorstellung: daß nach ihm die Geschöpfe und
ihr Sein ein für allemal geschaffen wären. Alles was ist, hätte dann
seinen Schatz an Sein und an Wesensbestimmtheit gleich einer Mit-
gift bekommen und die Welt könnte von selber gehen.
1
Vgl. mein Buch: Kategorienlehre, 2. Aufl., Jena 1939, S. 82 ff.; ferner oben
S. 38.
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Nebenher möchte ich hier meine innige Überzeugung dahin aussprechen,
daß der Kampf gegen den Deismus viel dringender ist als jener gegen den
Pantheismus. Während der letztere immer noch ein echt religiöses Gefühl be-
stehen läßt und insofern eine echt religiöse Haltung wenigstens ermöglicht, schafft
der Deismus die scheinbar bequeme Lage, an den lieben Gott gewissermaßen
privatim glauben zu dürfen, o h n e i n d e r W e l t b e t r a c h t u n g d a -
v o n K e n n t n i s z u n e h m e n . „Sire, je n’avais pas besoin de cette hypo-
thèse“, war die vielberufene Antwort, die Laplace auf die Frage Napoleons gab,
warum in seinem Werke [über die Natur] von Gott keine Rede sei. — Der
Deismus führt dazu, daß in der Weltbetrachtung eine rein kausal-mechanische
Auffassung durchgeführt werden kann und von der Übersinnlichkeit der Welt
in der Wissenschaft gar nichts mehr übrigbleibt. Er ist daher im Grunde schon
Materialismus, nicht nur in der Naturwissenschaft, auch / in der Gesellschafts-
wissenschaft, wo jener Standpunkt von Laplace (man denke an die „Weltformel“)
im sogenannten historischen Materialismus von Marx seinen reinsten methodischen
Ausdruck fand.
Während der Pantheismus heute vielfach eine heftige Bekämpfung erfährt,
kümmert man sich um den Deismus wenig. Und doch ist dieser ungleich gefähr-
licher. In der Neuscholastik ist kein Pantheismus, das ist wahr, aber leider nicht
wenig Deismus, was die Methodik vieler ihrer Lehrbücher der Geisteswissen-
schaften beweist!
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