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darum alles Schaffen gesolltes oder aufgegebenes Schaffen. Dieses

Sollen aber hat Macht.

In der Urschöpfung ist die Freiheit eine andere, höhere als beim Geschöpfe.

Da es dort keine Natur, ferner auch kein höheres Schaffen gibt, und das Urbild

nicht von einem Höheren eingegeben ist, ist dort auch keine natürliche Not-

wendigkeit. Im Geschöpfe dagegen wird das Urbild von einer höheren Produkti-

vität hervorgebracht, die dem Menschen ewig Geheimnis bleibt. Darum preist

die Religion das Schöpfungswerk als ein Werk der Liebe, nicht der Notwendig-

keit

1

.

VIII.

Der Stufenbau des Geschaffenwerdens und Schaffens

Da alles Schaffen aus Geschaffenwerden folgt, so ergibt sich das

Sein als ein Stufenbau, in welchem das jeweils Höhere das jeweils

Niedere schafft und dieses das Geschaffenwerden seinerseits wieder

an eine untere Stufe weitergibt (wobei das Urschaffen in den unte-

ren Stufen immer mittätig bleibt).

Dieser Stufenbau weist zuletzt auf ein höchstes Schaffen oder

ein Urschaffen hin. Darin ist es begründet, daß alle Seinslehre auf

Gotteslehre weist, und daß die Gotteslehre den notwendigen An-

fang und Grund aller Philosophie ausmacht.

A.

Der V o r r a n g d e s G e s c h a f f e n w e r d e n s

Aus dem Stufenbau von Geschaffenwerden und Schaffen ergibt

sich zuerst der Vorrang des Geschaffenwerdens vor dem Schaffen.

Jedes Sein findet seine Wesenheit von höheren Ganzheiten her ge-

schaffen; das Schaffen kann erst auf Grund des Geschaffenwerdens

einsetzen.

G e s c h a f f e n w e r d e n i s t v o r S c h a f f e n . Dieses gilt

für die geschöpfliche Welt und heißt zuletzt, daß Gott vor der Welt

ist.

/

Nur wenn uns klar wird, daß Geschaffenwerden vor Schaffen ist,

daß alles Schaffen und Tun daher das Ausbrechen eines Höheren ist,

nur dann verstehen wir das Sein. Wir sagten es schon, und es ergibt

1

Weiteres darüber siehe in meiner Kategorienlehre, 2. Aufl., Jena 1939,

S. 142 ff. Das Ineinander von Freiheit und Abhängigkeit sprachen am klarsten

Schelling und Baader aus.