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Verbundenheit zeigte es —, wie aber aus dem Folgenden noch weiter
klar werden soll.
A.
Die D r e i f a c h h e i t a l l e s S e i n s
Denkt man die im Begriffe der Rückverbundenheit liegende
innere Schachtelung alles Seins zu Ende, so erkennt man, daß alles
Sein, indem es nicht wie ein totes Substrat „ist“, sondern schafft und
geschaffen wird, und dadurch sowohl nach oben wie nach unten hin
gebunden ist, als Dreifaches bestehen muß:
1.
Wir gehen vom ausgegliederten Sein der Dinge, dem s i n n -
f ä l l i g e n D a s e i n oder selbgleichen Sein aus. Ein Stein, eine
Blume, ein Gedanke ist zuerst dadurch bezeichnet, daß er selber
etwas ist, daß er ein eigenes Wesen, eine ihm zugehörige Seinheit,
Seinsmacht besitzt. Die herkömmliche Logik nennt dieses Sein: die
Einerleiheit oder Selbgleichheit oder Identität mit sich selbst.
Selbgleichheit bezeichnet das Sein der sinnfälligen Dinge, das heißt
ihr Dasein. Diese Be- / Stimmung ist gewiß richtig. Der Fehler der
herkömmlichen Logik liegt nur darin, mit dieser Bestimmung das
Sein zu erschöpfen — als ob das „Dasein“ schon das ganze Sein der
Dinge wäre.
2.
V o r s e i n o d e r s e l b f r e m d e s S e i n . Dadurch, daß
ein Ding nicht nur es selbst ist, sondern als ausgegliedertes Glied
seiner Ganzheit, als geschaffenes Wesen seinem Schöpfer rückver-
bunden ist, wie unsere „Kategorienlehre“ ausführt
1
, in ihm befaßt
bleibt und zugleich im Vorsein verharrt, kommt ihm nicht nur
Selbgleichheit, sondern auch ein diesem Selbgleichen fremdes Sein zu
— „Selbfremdheit“. Es ist ein Sein höherer Ordnung oder rück-
verbundenes Sein.
Selbfremdes und selbgleiches Sein lernten wir als erstes und
zweites Sein schon kennen. Das erste Sein wiederholt sich aber im
zweiten und insofern gibt es noch ein drittes Sein.
3.
Das
f o r t e n t h a l t e n d e
o d e r
v e r m ö g l i c h e
S e i n i m D a s e i n o d e r d a s e r s t e S e i n i m z w e i -
1
Siehe mein Buch: Kategorienlehre, 2. Aufl., Jena 1930, S. 232 ff. und
oben S. 42 ff.