[81/82]
79
n a c h d e m e s w u r d e — k r a f t d e r R ü c k v e r b u n -
d e n h e i t . Denn alles ausgegliederte oder sich selbst gleiche Sein
ist noch einmal als rückverbundenes oder selbfremdes in dem es
ausgliedernden Ganzen.
Hiermit wird auch auf den Begriff der „Anlage“, „aktives Ver-
mögen“, „aktive Möglichkeit“ ein Licht geworfen. „Anlage“ heißt:
Vor-Ausgegliedert-Sein in der Ganzheit, heißt daher l a u t e r e ,
v o l l e n d e t e W i r k l i c h k e i t h a b e n , j e d o c h i n
e i n e r h ö h e r e n O r d n u n g , nämlich im ausgliedernden
Ganzen, in der Ordnung des ersten Seins; und heißt endlich: noch
nicht vollendete, im Gange der Entwicklung befindliche Wirklich-
keit haben in einer niederen Ordnung, nämlich im ausgegliederten
Gliede.
„Wirklichkeit“ oder „Dasein“ sind daher nicht durchaus gleich-
bedeutende Begriffe, als welche sie bis jetzt behandelt werden. Sie
besagen einmal das vollendete Dasein in der niederen Ebene, die
handgreifliche, sinnfällige Wirklichkeit; ein andermal aber auch
das vollendete Dasein in der ausgliedernden Ganzheit, die selber
nicht erscheint, selber nicht sinnfällig wird, also immer nur Wirk-
lichkeit in der Vor-Ausgliederung, im Vor-Sein bleibt.
Von diesen Voraussetzungen aus erhält der Begriff des Werdens
eine andere Bedeutung. „W e r d e n “ i s t n u n i n / s i c h
d e n k b a r , i s t n u n v o m S e i n , a l s e i n e m V o r s e i n
o d e r a u s g l i e d e r n d e n S e i n , a b l e i t b a r , i s t k e i n
w i d e r s p r u c h s v o l l e r B e g r i f f m e h r . Allerdings kann
„Werden“ niemals als Veränderung eines Unveränderlichen (Ver-
änderung des „reinen Seins“ oder „am“ reinen Sein) begriffen wer-
den; noch ist es als mechanische Veränderung, als Veränderung
schlechthin begreiflich. „Werden“ ist begreiflich als Übergang aus
einem Sein höherer Ordnung in ein Sein niederer Ordnung im Sinne
einer Entfaltung des Höheren durch das Niedere.
Dieser Begriff des Werdens gründet auf dem, was wir die gleich-
zeitige Mehrfachheit alles Seins nannten. Der Begriff des Seins muß
derart wurzelhaft unmechanisch gedacht werden, daß man vielmehr
das g l e i c h z e i t i g e B e s t e h e n d e s S e i n s i n m e h -
r e r e n S c h i c h t e n , niederen wie höheren, als Grundmerkmal
ins Auge fassen muß. Dieser Gedanke hat nichts Phantastisches, wie
schon aus dem Bisherigen klar ist — der einfache Begriff der Rück-