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n a c h d e m e s w u r d e — k r a f t d e r R ü c k v e r b u n -

d e n h e i t . Denn alles ausgegliederte oder sich selbst gleiche Sein

ist noch einmal als rückverbundenes oder selbfremdes in dem es

ausgliedernden Ganzen.

Hiermit wird auch auf den Begriff der „Anlage“, „aktives Ver-

mögen“, „aktive Möglichkeit“ ein Licht geworfen. „Anlage“ heißt:

Vor-Ausgegliedert-Sein in der Ganzheit, heißt daher l a u t e r e ,

v o l l e n d e t e W i r k l i c h k e i t h a b e n , j e d o c h i n

e i n e r h ö h e r e n O r d n u n g , nämlich im ausgliedernden

Ganzen, in der Ordnung des ersten Seins; und heißt endlich: noch

nicht vollendete, im Gange der Entwicklung befindliche Wirklich-

keit haben in einer niederen Ordnung, nämlich im ausgegliederten

Gliede.

„Wirklichkeit“ oder „Dasein“ sind daher nicht durchaus gleich-

bedeutende Begriffe, als welche sie bis jetzt behandelt werden. Sie

besagen einmal das vollendete Dasein in der niederen Ebene, die

handgreifliche, sinnfällige Wirklichkeit; ein andermal aber auch

das vollendete Dasein in der ausgliedernden Ganzheit, die selber

nicht erscheint, selber nicht sinnfällig wird, also immer nur Wirk-

lichkeit in der Vor-Ausgliederung, im Vor-Sein bleibt.

Von diesen Voraussetzungen aus erhält der Begriff des Werdens

eine andere Bedeutung. „W e r d e n “ i s t n u n i n / s i c h

d e n k b a r , i s t n u n v o m S e i n , a l s e i n e m V o r s e i n

o d e r a u s g l i e d e r n d e n S e i n , a b l e i t b a r , i s t k e i n

w i d e r s p r u c h s v o l l e r B e g r i f f m e h r . Allerdings kann

„Werden“ niemals als Veränderung eines Unveränderlichen (Ver-

änderung des „reinen Seins“ oder „am“ reinen Sein) begriffen wer-

den; noch ist es als mechanische Veränderung, als Veränderung

schlechthin begreiflich. „Werden“ ist begreiflich als Übergang aus

einem Sein höherer Ordnung in ein Sein niederer Ordnung im Sinne

einer Entfaltung des Höheren durch das Niedere.

Dieser Begriff des Werdens gründet auf dem, was wir die gleich-

zeitige Mehrfachheit alles Seins nannten. Der Begriff des Seins muß

derart wurzelhaft unmechanisch gedacht werden, daß man vielmehr

das g l e i c h z e i t i g e B e s t e h e n d e s S e i n s i n m e h -

r e r e n S c h i c h t e n , niederen wie höheren, als Grundmerkmal

ins Auge fassen muß. Dieser Gedanke hat nichts Phantastisches, wie

schon aus dem Bisherigen klar ist — der einfache Begriff der Rück-