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kappten Assoziationspsychologie zu verweilen. In keinem Sinne

kann die Begabung durchaus auf jene rein äußerliche Weise erklärt

werden, wie es im Begriffe der „Eignung“, „Disposition“ der seeli-

schen Bestandteile, zum Beispiel zur musikalischen Tätigkeit, ge-

schieht, ähnlich wie man etwa einen Hobel als zum Hobeln „geeig-

net“, nämlich im technisch-werkzeuglichen, im mechanischen Sinne

bezeichnet. Vielmehr heißt „Begabung“ genau wie es unsere Sprache

sagt: eine Gabe erhalten. Diese „Gabe“ ist aber der Anfang unseres

Selbst und darum liegt in ihr das eigentliche und ursprüngliche

Geschaffenwerden unseres Geistes. Ist ja auch der Tiger im Vergleich

zum Lamme nicht aus Umwelt, Übung, Anpassung zu erklären,

sondern beide sind am Anbeginn, von verschiedener Geschaffenheit,

Grundbegabung oder „Art“

1

.

Eben darum ist die Gabe stets — vorgefunden. Und eben darum

tritt auch das dem Geiste Gegebene, das in ihm Ausgegliederte

notwendig schon vor Erwachen des Bewußtseins, notwendig als

ein V o r b e w u ß t e s auf! Jedermann findet sich schon in seinem

„Charakter“, seiner „Natur“, seiner „Begabung“ vor, er macht sich

nicht dazu. Daher das Vorbewußte am Beginne der Seelenlehre ste-

hen soll. Es liegt vor der Ebene der eigenen klaren Tat des Geistes.

Das „Vorbewußte“ ist in der Geschichte der Seelenlehre nicht

unbekannt. Lange vor dem „Unbewußten“ Eduard von Hart- /

manns hat es die romantische Seelenlehre als die N a c h t s e i t e

d e r S e e l e , wie es Gotthilf Heinrich von Schubert bedeutungs-

voll nannte, untersucht; hat es Hegel untersucht, indem er das

denkende Bewußtsein im scharfen Gegensatz zu den dämmerhaften

Seelenzuständen brachte; hat es die Schule Hegels, hat es der jün-

gere Fichte eingehend betrachtet und als das „V o r b e w u ß t e “

ausdrücklich bezeichnet, hat es die spätromantische Seelenlehre in

dem Werke von Carus unter dem — weniger zutreffenden — Na-

men des „Unbewußten“ dargestellt (weniger zutreffend, weil ja auch

das „Un“bewußte dem Gesamtganzen des Bewußtseins 1 e b e n s an-

gehört)

2

.

1

Siehe unten S. 215.

2

Gotthilf Heinrich von Schubert: Geschichte der menschlichen Seele, 5. Aufl.,

Stuttgart 1877. — Schubert war ein Schüler Schellings und Baaders.

Johann Eduard Erdmann: Grundriß der Psychologie, 4. Aufl., Leipzig 1862,

S. 21 („träumende Seele“, „Geniusleben“).

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