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Trieben und den äußeren Sinneserfahrungen, die beide gleichfalls
„vorgefunden“ werden, aber das Niedere bilden.
Der Begriff des Geistesgrundes bezeichnet die erste und innerste
bestimmte Ausgliederungsstufe des Geistes, ohne die das gesamte
Geistes- und Bewußtseinsleben unverständlich bleibt. Im Geistes-
grunde vollzieht sich die erste Schöpfung des Geistes. Damit weist
er aber auf jenes Höhere hin, von dem die Schöpfung des Geistes
ausgeht und in dem er sich rückverbunden findet. Wir erblicken
dieses Höhere im G e s a m t g e i s t e o d e r „ o b j e k t i v e n
G e i s t e“, wie er zum Beispiel in „Gesellschaft“, „Staat“, „Kirche“,
„Volkstum“ zur Erscheinung kommt. Das wird später die „Sozial-
philosophie“ zu zeigen haben.
In physiologischer Hinsicht weist gleichlaufend der einzelne Organismus auf
die höhere Gesamtganzheit „R a s s e“.
C. E i n g e b u n g u n d P h a n t a s i e
Hiermit ergibt sich die Notwendigkeit, uns über die Herkunft
der Eingebung klar zu werden und über ihr Verhältnis zur soge-
nannten Phantasie.
/
Die Eingebung ist nicht das Ergebnis einer „hervorbringenden
Einbildungskraft“ einer „schöpferischen Phantasie“. E i n e s o l -
c h e K r a f t g i b t e s i m M e n s c h e n n i c h t ! Im mensch-
lichen Schaffen handelt es sich nicht um ein Ursprüngliches,
sondern nur um ein Nachschaffen, daher zuerst niemals um
ein Bilden, sondern um ein Gebildet-Wer den (was auch aus der
Seinslehre und der Theorie des Schaffens hervorgeht
1
). Daher kann
auch insbesondere der menschliche Geist durch eine eigene Tätigkeit
nichts ursprünglich hervorbringen. Wenn „Phantasie“ mit „Ein-
Ganze: Das F ü n k l e i n , dasjenige, was von Richard von St. Viktor, Meister
Eckehart, Tauler und vielen anderen der „Seelengrund“ genannt wurde. Vgl. über
den Begriff des Fünkleins mein Buch: Kategorienlehre, 2. Aufl., Jena 1939, S. 247 ff.
Fünklein ist der letzte, selber nicht ausgegliederte Ausgliederungsgrund, der in
allen Gliedern u n m i t t e l b a r und ganz enthalten ist. Hiermit hat sich aber
die Pneumatologie weiter nicht zu beschäftigen. — Vgl. auch Otto Karrer: Meister
Eckehart, Das System seiner religiösen Lehre und Lebensweisheit, München 1926,
S. 321 ff.
1
Siehe oben S. 47 ff.