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bildung“ übersetzt wird und dabei gemeint ist, daß der menschliche
Geist die Erscheinungen s e l b s t bildet (sich selbst bildet und
ein-gibt), so ist dies eine Verkennung des Wortes wie der Sache.
Im Griechischen sind „Phantasmata“ nichts anderes als Erscheinun-
gen. Erscheinungen aber hat der Geist, er bringt sie nicht her-
vor, er bildet sie nicht aus sich heraus und darum auch nicht in sich
hinein! Der echte schöpferische Mensch hat auch nie und nimmer
selber etwas hervorgebracht. Je mehr er schafft, um so deutlicher
weiß er, daß alles in ihm geschaffen wird, daß ihm alles zufällt, zu-
strömt, gegeben wird. Der schöpferische Geist kann nicht in sich
hervorbringen, er kann nur in sich hervorbringen lassen.
Erst in einem abgeleiteten Sinne ist im menschlichen Geiste
„Schaffen“ möglich. Ist die Eingebung ein Gedanke, dann muß der
eingegebene Gedanke „durchgeführt“ werden. Das einblickende
(intuitive) Denken ist dem Menschen geschenkt, das zerlegend-fort-
schreitende (diskursive) Denken ist allein sein Verdienst, seine Tat.
Das Erlebnis (Intuition) ist dem Dichter geschenkt, das Ausgestal-
ten (zum Beispiel in einem Drama), das Übertragen auf die eigene
Ebene von Wort, Ton, Farbe, Stein, das darin gelegene Weiter-
gestalten ist seine Tat. Hier ist auch Schöpferisches am Werke, zeu-
gendes Gestalten, aber aus Vorgeschaffenheit.
Nicht nur im fortschreitenden Gestalten, auch im fortschrei- /
tenden Denken, auch im Wollen und Handeln ist Schaffenskraft des
Geistes. Sie folgt aber stets einer Eingebung, sie wird vorgeschaffen.
Will man die „Phantasie“ als eigenes Vermögen des Geistes auf-
fassen, dann muß man sie als S c h a u u n g s k r a f t nicht als
„Einbildungskraft“ bezeichnen. Die Fähigkeit zu schauen ist aber
nicht auf das künstlerische Gebiet beschränkt, sie ist die Voraus-
setzung jeder höheren Geistestätigkeit überhaupt — sie ist der
Inbegriff der Begabung überhaupt.
D. E i n w ä n d e
Welche anderen Einwände können wohl gegen eine Lehre von der
Eingebung erhoben werden als die, daß es keine Eingebung gäbe?;
und daß man den Geist nicht von oben herab erklären dürfe, da er
kein Oben habe? Diese Denkart entspricht dem Materialismus und