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Jede Sinneserfahrung hat etwas Verzücktes am Grunde, etwas
Ekstatisches! Zu diesem Satze wird sich auch die beson- / nenste
und behutsamste Empfindungslehre bekennen müssen, will sie an-
ders die Tatsachen des Sinnenlebens erklären. Im H e l l s e h e n ,
i n d e n Z u s t ä n d e n d e s h y p n o t i s c h e n u n d m a -
g n e t i s c h e n R a p p o r t s s i n d d i e j e n i g e n U r z u -
s t ä n d e a u f g e d e c k t , w e l c h e a u c h d e r g e w ö h n -
l i c h e n S i n n e s e m p f i n d u n g z u g r u n d e l i e g e n . In
den hypnotischen und hellseherischen Zuständen empfindet der
Geist u n v e r m i t t e l t den Gegenstand, es ist kein Sinnesorgan
in Tätigkeit, der Sehende sieht bei geschlossenen Augen, er sieht
ferne Gegenstände usw. Die gewöhnliche Sinnesempfindung nun
muß auf dieselbe Art erklärt werden: Die physiologischen Erregun-
gen der Sinnesorgane sind nichts als Vorbedingungen für Vorgänge
nach Art der magnetisierenden, die den Geist in Zustände versetzen,
welche den hellseherischen ähnlich sind. In diesem weitesten Sinne
können wir sagen: Alles Sehen ist Hellsehen, alles Hören ist Hell-
hören, alles Empfinden ist Hellempfinden. Es ist eine sinnliche Ein-
gebung, in welche der Geist durch die physiologischen Erregungen
und Tätigkeiten der Sinnesorgane versetzt wird. Diese sinnliche
Schau oder sinnliche Eingebung entspricht der geistigen Schau oder
geistigen Eingebung, die wir auf den oberen Stufen des Geistes ken-
nenlernten. Wie alles Denken und Gestalten auf fortwährenden
Eingebungen beruht, so beruht alle Sinneswahrnehmung auf fort-
dauernder sinnlicher, das heißt durch die Sinnesorgane vermittelter
Eingebung. Die geistige Eingebung ist eine innere Berührung, eine
Gezweiung mit der geistigen Welt (Ideenwelt), die sinnliche Ein-
gebung eine innere Berührung, ein Rapport, mit den immateriellen
Wurzeln der Materie. Denn in nichts anderem als in solchem Rap-
porte besteht die Gezweiung höherer Ordnung überhaupt.
Wir verstehen nun auch, warum die Sinnesorgane unaufhörlich
in Tätigkeit, in Bewegung sein müssen, um die Empfindung zu ver-
anlassen, denn das folgt aus der Gezweiung höherer Ordnung. Diese
Gezweiung muß immer wieder erneuert / werden. Nur indem im-
mer neue Stofflichkeiten (immaterielle Wurzeln) mit dem Geiste in
Rapport treten, kann er neue Verbindungen eingehen, Neues erfah-
ren. Der Geist gleicht hier einem Manne, der vor dem Kirchentore
steht und immer neue Ankömmlinge begrüßt.