A c h t e r A b s c h n i t t
Das hingebende Bewußtsein oder Gezweiungsbewußtsein
Der Gang unserer Untersuchungen führte uns bisher nur zu einer
rein formalen Betrachtung der Gezweiung, indem wir sie als eine
Urbeschaffenheit, als Liebeskraft und Herzensfülle, erkannten, die
alle geistigen Tätigkeiten begleitet, die schon der „Annahme“
(acceptatio) vorsteht, in deren Kraft sich auch Wissen und Kunst,
ebenso wie der aktuierte Glaube verwirklichen, und die, vermit-
telt, sogar Sinnlichkeit und Handeln gestaltet. Obliegen wird uns
nun, auch die arteigenen Inhalte, die sich auf der Grundlage der
Gezweiung ergeben, zu betrachten, durch die sie zum geschichtlich
bestimmten gesellschaftlichen Bewußtsein fortgebildet wird.
Durch die Gezweiung werden die geistigen Tätigkeiten glied-
haft, durch sie werden daher die einzelnen Menschen einem ü b e r -
i n d i v i d u e l l e n geistigen Inhalte eingegliedert
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. Es ist der
gewaltige Gliederbau des objektiven Geistes, der sich als „Mensch-
heit“ in vielen Stufen (Kulturkreise, Völkerkreise, Kirche, Volks-
tum, Staat und so fort) herabgliedert und in Religion, Wissenschaft,
Kunst, Wirtschaft überall dieselben Grundinhalte (Teilganzen) zeigt.
— Das Ich empfindet und denkt nirgends, in keinem Empfindungs-
inhalte, wahrhaft nur sich selbst allein, es weiß sich gewußt und
weiß den andern und es empfindet dadurch in der eigenen Geistig-
keit zugleich die anderen Geister (oder Gott) mit, sei es unmittel-
bar, sei es mittelbar. Dadurch findet es sich überall im objektiven
Geiste enthalten. Es findet sich, wie wir es immer wieder sagten, in
seiner eigenen Selbstheit zugleich gliedhaft. Entscheidend hier- /
bei ist nun: Diese Gliedhaftigkeit hat einen gegenständlichen,
einen überindividuellen Maßstab an den Inhalten des objektiven
Geistes. Es gibt ein richtiges Enthaltensein und ein unrichtiges
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Siehe oben S. 238 f.