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und ähnliches, suchte sie auf jene Bewegung der Teilchen zurück-
zuführen. — Die neueste Physik steht viel höher, wenn man sie
rein „phänomenologisch“ auffaßt. Sie kennt dann zwei ursprüng-
liche Äußerungsweisen in der stofflichen Natur: die elektrodyna-
mischen Kräfte und die Schwere. In der ersteren sind Licht, Wärme,
Magnetismus und die Strahlungserscheinungen — Röntgen-, Ka-
thoden-, Kanalstrahlen usw. — mit eingeschlossen. Dazu kommt
zur Konstruktion der Materie ein Äther — oder gar ein Uräther —
als „Weltuntergrund“. Als bloße Beschaffenheiten angesehen, sind
also diese Äußerungsweisen selbst unstofflich. — Ein ungleich wei-
teres Feld öffnet die Kontinuitätsphysik in jener verfahrenmäßigen
Form, wie sie Jaumann und Lohr vorlegen. Hier bleibt alles, was
den Sinnen als Qualität erscheint, als solches unangetastet bestehen:
Licht, Wärme, elektromagnetische Erscheinungen, Schwere, chemi-
sche Wahlanziehung (Affinität) und anderes. Die wissenschaftliche
Betrachtung erfolgt lediglich mittels der Stärkegrößen „Zustands-
größen“, wie uns schon bekannt ist
1
. Sie sagt über Eigenschaften
(Qualitäten) selbst nichts aus, zerstört sie daher auch nicht. Wäh-
rend die Atomistiker in ihrer materialistischen Weise zum Beispiel
das Erwärmen eines Ambosses durch Hammerschläge, die auf ihn
niedersausen, / dadurch erklären wollen, daß die „Moleküle“ in
heftigere Schwingungen versetzt, gewissermaßen aufgestört werden
(warum aber sollten sie gerade aufgeschreckt und erregt werden,
warum nicht zusammengepreßt?), und hiermit die Qualität auf
Quantität zurückführen wollen, die Qualität also leugnet, kann
sie jede „phänomenologische“ Physik bestehen lassen und so auch
das Nichtstoffliche am Stoffe anerkennen.
Die Frage, welche Urbeschaffenheiten in der stofflichen Natur
zu finden sind, wird je nach dem physikalischen Weltbilde der Zei-
ten stets verschieden beantwortet werden. Die Beantwortung dieser
Frage ist aber gar nicht entscheidend. Entscheidend ist die Er-
kenntnis, daß sie selbst noch nichts Stoffliches sind und daß der
Grundvorgang ihrer Darstellung in der stofflichen Welt die Ver-
räumlichung ist.
Die s t o f f l i c h e W e l t e n t s t e h t d a d u r c h , d a ß
s i c h v o r s t o f f 1 i c h e W e s e n h e i t e n o d e r
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1
Siehe oben S. 314 ff.