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l i t ä t e n i n i h r e r e i g e n e n T a t v e r r ä u m l i c h e n .

In der Verräumlichung ist die Verstofflichung auch schon einge-

schlossen, Verräumlichen und Verstofflichen ist ein und dasselbe.

Hierdurch unterscheiden sich auch, das sei schon hier hervor-

gehoben, diese vorstofflichen Wesenheiten von den Ideen: daß ihre

wesenhafte, ihre ursprüngliche und erste Äußerungsweise das Sich-

Verräumlichen ist, während die Ideen sich geistig äußern, denken

und leben. Der G e i s t k a n n s i c h n i c h t v e r r ä u m -

l i c h e n , er denkt und lebt, er hat kein Raumschema in sich, wie

frühere Erwägungen erkennen ließen

1

. Wir würden, so sagten wir

dort, nicht einmal wissen, wie unser Gesicht, wie unsere Gestalt

aussieht, wenn wir uns nicht im Spiegel sähen, denn Geist kennt

aus sich selbst nur Geist, nicht räumlich-stoffliche Weisen. (Erst

mittelbar versteht er die Ausdrucksgestalt, die Physiognomie

2

.) Es

ist nicht Geist, was sich im Stoffe „verkörpert“, / Geist kann sich

nur geistig darstellen, niemals „verkörpern“; aber es ist allerdings

ein Vorsinnliches, das sich im Sinnlichen, ein Vorstoffliches, das sich

im Stofflichen äußert — durch Verräumlichung. „Sinnlichkeit“, das

heißt Räumlichkeit.

Nur dasjenige, was von solcher Art und Wesenheit ist, daß es zu

ihm gehört, sich zu verräumlichen, ist das Vorsinnliche, oder Vor-

stoffliche. Es ist eben jener Gegenspieler, den der irdische Geist

ontologisch fordert, der er aber nicht selber ist

3

. Indem jene

Wesenheiten sind, müssen sie sich verräumlichen, da ihre Wirksam-

keit, ihre Daseinstat keine andere ist als Verräumlichung.

Wir können uns als Geister niemals die Urtat der Verräumlichung

selbst vorstellen. Weil wir sie niemals tun, können wir sie auch nie

innerlich mitmachen. Zorn oder Freude können wir mitfühlen,

Verräumlichen nicht. Wollen wir uns die Verräumlichung auf eine

mittelbare, menschliche Weise klarmachen, so können wir aber

daran denken, daß bei den Verräumlichungsaktionen Abschwächun-

gen der Intensitäten erfolgen. Zum Beispiel nimmt die Intensität

oder Wirksamkeit der Schwerkraft mit dem Quadrate der Entfer-

nung ab. „Wirksamkeit“ heißt hier nur: sich im Raume ausbreiten.

Dieses Sich-Ausbreiten, dieses Sich-Verräumlichen oder Erregen

1

Siehe oben S. 170 ff.

2

Siehe oben S. 172 f. und unten 329 ff.

3

Siehe oben S. 166 f.