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kontinuierliche, Sprunghafte, Getrennte ist zum Verständnis der Zeit

ebenso unentbehrlich wie das Stetige und macht erst eigentlich, daß

es zur „Zeit“ überhaupt kommt.

F. Die Z e i t g e b i l d e

Man hat öfters bemerkt, daß es wohl für den Raum eine Wissen-

schaft der Raumgebilde gebe, die Geometrie, nicht aber für die

Zeit.

1

Dies ist richtig und doch auch nicht, denn es trifft nicht in

dem Sinne zu, als gäbe es gar nichts der Geometrie Ähnliches in

der Lehre von der Zeit. Gibt es denn nicht auch Entsprechungen

für die Raumgebilde in der Zeit, gibt es nicht auch Zeitgebilde?;

und gibt es wirklich gar keine Entsprechungen für die Geometrie

in jenen Wissenschaften, die sich mit zeitlichen Abläufen zu be-

schäftigen haben? Diese Fragen sind zu bejahen, nicht zu verneinen.

Die Entsprechungen zu den Raumgestalten sind die Z e i t m a ß e

o d e r R h y t h m e n . Die Zeitmaße kommen überall, in allen

Zeitabläufen, zur Erscheinung, am meisten aber dort, wo / die

Töne Träger des Geschehens sind, nämlich in der Musik und in der

Dichtung.

I n d e r L e h r e v o m S i l b e n m a ß u n d V e r s m a ß oder der so-

genannten M e t r i k (was bezeichnenderweise ebenso wie die „Geometrie“ auch

„Meßkunst“ heißt) werden die Zeitgebilde untersucht. Ihre Grundbestandteile

sind bekanntlich Hebung und Senkung, welche dann durch ihre Verbindung die

verschiedenen Silbenmaße oder Versfüße als Jamben, Trochäen, Anapäste usw.

ergeben. Die Verbindung dieser zu Zeilen, der Zeilen zu Gesätzen (Strophen),

dieser zu Gesängen oder anderen Gebilden kommt in den verschiedensten Dich-

tungsarten auf verschiedene Weise zur Erscheinung. In verwickelterer Form

sehen wir ähnliche Zeitgestaltungen aber auch in der gehobenen und schließlich

sogar in der alltäglichen Sprache. — Eine innere Gliederung aller dieser Zeit-

gestaltungen ergibt sich wieder durch Einschnitte, Zeitrasten (sogenannte Zäsuren,

Diäresen, Pausen).

Dasselbe Bild zeigt die „ m u s i k a l i s c h e R h y t h m i k “ in der Musik-

theorie. Dort werden Hebungen und Senkungen in verschiedenster Verbindung

zum Takte, als dem ersten Grundgebilde, vereinigt, über den Takten erhebt sich

die „rhythmische Reihe“ oder das „Kolon“, mehrere Kola bilden die „rhyth-

1

Vgl. Hegel: Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften im Grund-

risse, in 2. Auflage neu herausgegeben von Georg Lasson, Leipzig 1905, § 259

(= Philosophische Bibliothek, Bd 33). — Vgl. auch unten S. 353 und 377 f. (Gleich-

zeitigkeit).